Weg-Wort vom 18. März 2011
Elmar
Das ist der Titel eines bekannten und beliebten Kinderbuches. Was mir an
dieser Geschichte so gut gefällt: Elmar, der bunte Elefant, lernt: Ich darf
so sein, wie ich bin. Ich muss mich nicht grau anmalen. Ich muss mich nicht
verstellen, damit ich genauso bin wie alle anderen. Nein, so wie ich bin,
mit meinen ganz persönlichen Farben, also, mit meinen ganz persönlichen
Eigenschaften und Fähigkeiten kann ich kommen, bin ich willkommen.
Ich meine, das ist ein gutes Bild für unsere Familien, Schulklassen und
Arbeitsteams, für unsere Gesellschaft und Kirche: Wir sind keine Herde von
lauter gleichen grauen Elefanten. Nein, wir sind alle, jeder und jede von
uns, ein kleiner bunter Elmar. Dabei hat jeder Mensch andere Farben und
andere Muster. Wir sind verschieden.
Und das ist gut so. Denn mit allen diesen Verschiedenheiten, mit allen
unseren unterschiedlichen Fähigkeiten und Talenten (und natürlich auch
Fehlern) gehören wir zusammen, ergänzen wir uns und bilden wir eine
lebendige Gemeinschaft. Nicht als graue eintönige Herde, sondern so wie wir
eben sind: bunt, mit allen Farben des Regenbogens.
Und wir können sicher sein: Gott gefallen alle Farben. Oder anders gesagt:
Gott bejaht und liebt jede und jeden Einzelnen als ganz besonderen Menschen.
Der Regenbogen, den Elmar sieht, ist dafür ein Zeichen. In der Bibel sagt
Gott: "Der Regenbogen ist das Zeichen des Bundes. Ich stehe zu euch. Ich
habe mich mit euch verbündet. Daran erinnern die Farben des Regenbogens,
die Farben von Elmar.
Vielleicht hilft uns das Kinderbuch, die Eigenheiten unserer Mitmenschen,
ihre Marotten und Schrullen einmal anders zu sehen. Nicht als hässliche
Schönheitsfehler, sondern als fröhliche Farbtupfer in unserem grauen Alltag.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi, Beat Schlauri
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www.bahnhofkirche.ch
Weg-Wort vom 17. März 2011
Manchmal schäme ich mich und manchmal freue ich mich
Manchmal schäme ich mich, dass ich Schweizer bin und weiss und manchmal
freue ich mich auch deswegen.
Schämen tue ich mich, wenn ich solche Geschichten höre: Da kommt eine Frau
in den Laden und wird freundlich im breitesten Züritütsch begrüsst. Die
Kundin bestellt, hat diesen und jenen Sonderwunsch, ist aber trotz allem
Bemühen nicht zufrieden zu stellen und wird je länger je unfreundlicher bis
sie sich dazu versteigt zu sagen, dass die Bedienung dorthin gehen solle, wo
sie herkomme. Entlassen sollte man sie. Was man der jungen Bedienung
ansieht, ist, dass sie weder grossgewachsen, noch blond noch blauäugig ist.
Was man ihr nicht ansieht, ist, dass sie sich durch und durch als
Schweizerin sieht, wenn auch mit fremden Wurzeln. Für diese Ausbrüche von
alltäglichem Rassismus schäme ich mich. Auch wenn manchmal der Eindruck
entsteht, solche Unanständigkeiten gehörten schon fast zu gutem Schweizer
Ton. Rassismus und rassistische Äusserungen sind und bleiben nichts, was in
unserm Lande Platz haben darf. Und wenn es geschieht, treibt mir das Wut und
Schamröte ins Gesicht.
Die Bedienung liess alles stehen, sagte der Kundin, sie solle sich von
jemand anders bedienen lassen und ging zum Vorgesetzten, um ihn über den
Vorfall zu informieren. Wie sehr freute ich mich dann darüber als der
Vorgesetzte der Bedienung gemeint habe: Warum haben Sie nicht gesagt, dass
Sie schon da sind, wo Sie herkommen. Er werde dieser Kundin schon die
rechte Antwort geben, falls sie sich beschweren würde.
Toll solche Vorgesetzten hinter sich zu wissen, die ihr Personal schützen,
wenn Kunden sich daneben benehmen. Da freue ich mich wieder.
Kein Mensch hat das Recht einen andern zu beschimpfen, zu beleidigen, weil
der andere nicht die gleiche Hautfarbe hat. Wir sind dann nicht besser,
sondern schlimmer, wir sind dann nicht gut, sondern schlecht aber zum
Glück gibt es nicht nur diese, sondern auch jene und die vertreten ein
wahrhaft christliches Gut: Vor Gott sind wir alle Schwestern und Brüder und
nur einer ist unser Meister.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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Weg-Wort vom 10. März 2011
Masken und Verkleidungen gehören zur Fasnacht. Der Reiz der Maske liegt
darin, dass sie unser wirkliches Erscheinungsbild versteckt, dass wir als
anderer Mensch erscheinen: fröhlich oder traurig, schön oder Furcht
einflössend. Nach der Fasnacht legen wir unsere Verkleidung ab. Aber manche
Masken bleiben an uns hängen.
Manche Masken tragen wir auch im Alltag. Oft versuchen wir krampfhaft, eine
bestimmte Rolle zu spielen, um ja nicht unsere wahren Gefühle zu verraten.
Wir haben Angst, unser Gesicht zu verlieren und unser Ansehen, unsere
Beliebtheit einzubüssen. Wir unterdrücken lieber unsere Überzeugungen und
Gefühle, um nicht ausgelacht zu werden.
Welche Masken tragen wir? Zum Beispiel etwa
die Ich-bin-stark-Maske: Ich schaffe alles alleine. Aber manchmal
wünsche ich mir Hilfe. Ich habe das Alleinsein satt und brauche die Nähe von
anderen.
die Ich-bin-lieb-Maske: Ich mache immer das, was die anderen von mir
erwarten. Aber manchmal koche ich innerlich und bin so wütend, weil ich
nicht das tue, was ich eigentlich gerne möchte.
die Ich-bin-cool-Maske: Ja, ich bin cool. Macht mir alles nichts. Gefühle
zeige ich nicht. Aber manchmal ist es ganz schön anstrengend, so kalt und
unbeteiligt zu bleiben, da möchte ich auch Tränen haben können vor Lachen
oder weil ich so traurig bin.
die Ich-bin-grosszügig-Maske: Immer bringe ich den anderen ein kleines
Geschenk mit, etwas zum Essen, oder ich lade sie ein, weil ich Angst habe,
dass die anderen mich sonst nicht mögen.
Gott lädt uns in der Fastenzeit ein, unser wahres Gesicht zu zeigen. Vor ihm
brauchen wir uns nicht zu verstellen. Und wir müssen keine Angst haben,
unser Gesicht zu verlieren, wenn wir zu anderen Menschen aufrichtig sind.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann,
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Weg-Wort vom 9. März 2011
Aschermittwoch
»Sic transit gloria mundi« so vergeht der Ruhm der Welt. Mit diesen Worten
wurde früher der neu gewählte Papst bei seiner Inthronisation an die Gräber
seiner Vorgänger geführt, und vor seinen Augen wurde ein Stück Werg
verbrannt; das loderte prachtvoll auf und versank im gleichen Augenblick in
ein Häuflein Asche: So vergeht aller Ruhm der Welt!
Auf diese Weise wurde einst der neu gewählte Papst auf die Vergänglichkeit
seines Lebens hingewiesen. Das Zeichen des Aschenkreuzes am Aschermittwoch
will nichts anderes: Es erinnert uns an unsere Vergänglichkeit. "Bedenke,
Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst (Gen 3,19). Aber auch
an die Auferstehungshoffnung: Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium
(Mk 1,15).
Mit dem Aschenkreuz
setzen wir ein Zeichen,
dass wir auf dem Weg sind
als Gemeinschaft der Gläubigen.
Mit dem Aschenkreuz
sind wir gezeichnet,
dass wir verloren sind
als Gemeinschaft der Sterbenden.
Mit dem Aschenkreuz
setzt Gott ein Zeichen,
dass wir gerettet sind
als Gemeinschaft der Auferstehenden. (Michael Tillmann)
Wenn wir am Aschermittwoch fast brutal an unsere Vergänglichkeit erinnert
werden, dann will die Kirche damit nicht sagen: Es hat ja doch alles keinen
Sinn; es lohnt sich überhaupt nicht, sich in diesem Leben anzustrengen. Ganz
im Gegenteil. Die 40-tägige Fastenzeit ist eine Einladung, uns auf das zu
besinnen, was wirklich wichtig ist: Wofür setze ich mich ein im Leben? Was
gibt mir und anderen Menschen Hoffnung? Wofür verwende ich am heutigen Tag
meine begrenzte Zeit?
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi, Beat Schlauri
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