Weg-Wort vom 14. September 2012
In Schönheit alt werden
Das Tempo der Zeit hält die Menschen in Trab. Wer nimmt sich für die älteren
Menschen noch Zeit? Aber ist nicht gerade der ältere Mensch etwas ganz
besonders Wertvolles?
Ältere Menschen sind geprägt von ihrer Lebensgeschichte, von ihren reichen
Erfahrungen mit dem Leben in guten und schlechten Zeiten. Sie haben uns
etwas voraus! Es ist spannend sich Zeit zu nehmen, zuzuhören und mit ihnen
in Beziehung treten. Ältere Menschen bringen eine grosse Lebens- und
Berufserfahrung mit! Auch wenn sich die Zeiten geändert haben, Einiges
bleibt gleich: Das Zwischenmenschliche, die Auseinandersetzung mit den
Lebens- und Sinnfragen, die Freuden und Leiden in jeder Lebensphase! Als
Spitalseelsorgerin habe ich die Erfahrung gemacht, dass ältere Menschen
gerne von ihrer Vergangenheit erzählen: ihre Augen fangen an zu leuchten,
oder es zeigt sich das Glitzern einer Träne, oder Tränen kullern über die
Wangen.
Ich bin dankbar über jedes mir anvertraute Gespräch. Alte, weise Menschen
haben uns viel zu sagen.
Und was zählt, ist das eigene Gesicht, geprägt von des Schicksals Falten.
Die zeigen verschiedenste Spuren des Lebens. Falten, die von Schönem,
Fröhlichem erzählen. Falten, die eher Schweres aufs Gesicht geschrieben
haben.
Das Gesicht spricht über die Schönheit des Alters: Der innere Mensch kann
niemals alt werden.
Könnten wir nicht so dem Älterwerden ins Gesicht schauen und hoffen, dass
einmal auch auf unserem Gesicht die Schönheit des Alters zu sehen ist?
Mit freundlichen Grüssen
(c) Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich
info(a)bahnhofkirche.ch
www.bahnhofkirche.chwww.offene-tuer.net
Das Weg-Wort als iPhone-App:
http://itunes.apple.com/de/app/bahnhofkirche/id434629936?mt=1
Weg-Wort vom 6. September 2012
Zivilcourage - Ethik des Herzens
Nicht wegschauen - handeln! Bitte eingreifen! Aufrufe dieser Art begegnen
uns in den letzten Jahren immer häufiger. Wir brauchen Zivilcourage, wen wir
uns für die Rechte der anderen einsetzen.
"Wenn jemand Gerechtigkeit liebt, in ihren Mühen findet er die Tugenden."
(Weisheit 8.7) Seit Platon gibt es die vier Tugenden: Weisheit, Tapferkeit,
Besonnenheit und Gerechtigkeit. Für mich ist die Zivilcourage eine weitere
Tugend - eine Ethik des Herzens. Sie erfordert von uns Menschen Mut! Den
Mut, im richtigen Moment den Mund aufzumachen für ein offenes Wort am
richten Platz, Ungerechtigkeiten und Unwahrheiten aufzudecken. Zivilcourage
ist auch der Mut zur abweichenden Meinung, Haltung und Handlung. Und
zugleich der Mut, die nicht immer vorhersehbaren Risiken und Nachteile in
Kauf zu nehmen.
Machen wir den MUND auf, wenn über einen Menschen Ungerechtigkeiten erzählt
werden?
Öffnen wir die AUGEN, wenn ein Mensch geschlagen oder bedroht wird?
Reagieren wir, wenn wir Geräusche von Schlägen und das Schreien eines
Menschen HÖREN?
HANDELN wir?
Der grösste Feind der Zivilcourage ist im Verschliessen der menschlichen
Sinne. Oft ist es einfacher die Augen, den Mund und die Ohren zu
verschliessen! Es fordert heraus, uns nach den Grundwerten von Wahrheit,
Gerechtigkeit, Liebe und Solidarität zu richten. Doch Schweigen, nicht
hinhören, und die Tatenlosigkeit kann fatale Folgen haben. Nicht nur, dass
dem Opfer nicht geholfen wird; Passivität kann als Zustimmung fehl
interpretiert werden.
Mit freundlichen Grüssen
(c) Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich
info(a)bahnhofkirche.ch
www.bahnhofkirche.chwww.offene-tuer.net
Das Weg-Wort als iPhone-App:
http://itunes.apple.com/de/app/bahnhofkirche/id434629936?mt=1