Weg-Wort vom 8. August 2013
Julia leb's vor!
Die Schauspielerin Julia Häusermann, die ein Downsyndrom hat, erhielt am
Berliner Theatertreffen im Stück "Disabled Theater" den
Alfred-Kerr-Darstellerpreis. Was für eine Freude!
Frau Häusermann spricht über ihre Kunst, ihre Behinderung - und über
vorgeburtliche Trisomie 21-Tests, die immer leichter zugänglich sind.
Im Stück "Disabled Theater" sagt sie: "Ich habe ein Downsyndrom und es tut
mir leid. Dass ich eine Behinderung habe, kann ich nicht verkraften. Ich
spüre es im Herzen. Ich kann nichts dafür, dass ich ein Downsyndrom habe,
und dass sich mein Finger manchmal einfach zum Mund bewegt. Ich bin wie ein
Automat, in den man Geld reinsteckt, und dann bewegt sich der Arm, und der
Finger geht in den Mund. Wenn ich im Herzen traurig bin wegen der
Behinderung, höre ich Musik. Musik beruhigt den Menschen. Ich höre sehr
gerne Justin Bieber, am liebsten den Song "Baby". (singt:) Baby, Baby, Baby.
Das beruhigt mich, kein Stress nur zuhören. (Hält inne, schliesst die Augen,
schweigt.) Dann bin ich ruhig."
Ebenso sagt sie: "Von diesen Tests habe ich schon gehört. Meine Mutter hat
auch einen Test gemacht, als sie mit mir schwanger war. Die Ärzte haben ihr
aus dem Arm Blut abgenommen und aus dem Bauch Fruchtwasser. So haben sie
herausgefunden, dass meine Mutter ein Kind mit Downsyndrom bekommen wird.
Dieses Kind bin ich. Meine Mutter wollte ihr Kind nicht abtreiben. Ich
glaube, dass Eltern ihr Kind abtreiben, weil sie meinen, es werde ihre Welt
übernehmen. Es würde die Welt schlimmer machen und über alles bestimmen. Ich
mache die Welt aber nicht schlimmer."
(Diese Gedanken habe ich aus der Zeitschrift reformiert. Nr. 7.1/Juli 2013
entnommen.)
Solche Menschen können uns ein Vorbild sein! Sie sind eine Bereicherung für
unsere Welt, für unsere Gesellschaft. Es ist faszinierend, wie Julia
Häusermann sich trotz ihrer Behinderung dem Leben und ihrer Berufung stellt.
Wie oft erfahren wir im Alltag, wie unfähig wir sind, eigene Gefühle spontan
auszudrücken, genau das, was Behinderte uns so oft vorleben! Wer Gefühle zum
Ausdruck bringen kann, zeigt sich menschlich.
Mit freundlichen Grüssen
(c) Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich
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