Weg-Wort vom 25. Oktober 2006
Ein Lächeln nur ...
Endlich bin ich an der Reihe. Ich lege meine Siebensachen aufs Rollband,
während die Frau an der Kasse noch meinen Vorgänger bedient. Ich bin mit
meinen Gedanken überall und nirgendwo.
Da lächelt mich die Kassiererin einfach an. Ich bin so perplex, dass ich im
ersten Moment nicht reagieren kann. Dann lächle ich etwas beflissen zurück.
Erst beim Einpacken vermag ich ihr Lächeln wirklich wahrzunehmen, mich von
ihm berühren zu lassen. Ich sehe zudem, wie sie jede Person, die sie
bedient, kurz und herzlich anlächelt und immer genau diese Person meint.
Das Lächeln der Kassiererin hat meinen Tag verändert. Ich bin wie
aufgewacht. Es hat ganz unverhofft die freundlichen, offenen und herzlichen
Seiten in mir geweckt.
Aufgestellt und mit aufrechterem Gang bewege ich mich durch meinen Tag,
lächle hie und da mir selbst und anderen zu und freue mich an den vielen
teils überraschten, teils herzlichen Lächeln, die mir zurück geschenkt
werden. Ein selten schöner Tag!
Gertrud von Le Fort schreibt über das Geschenk des Lächelns:
Es kostet nichts und bewirkt so viel.
Es bereichert den, der es erhält,
ohne den arm zu machen, der es gibt.
Es dauert nur einen Augenblick,
aber die Erinnerung daran ist manchmal unauslöschbar.
Ein Lächeln bedeutet
Ruhe für ein erschöpftes Wesen,
Ermutigung für eine niedergeschlagene Seele,
Trost für ein trauerndes Herz.
Und wenn man dir das Lächeln, das du verdienst, verweigert,
dann sei grosszügig, schenke das deine.
In der Tat hat niemand ein Lächeln so nötig wie der,
der selbst keines zu geben vermag.
Für Mutter Teresa ist ein Lächeln wie eine Berührung.
Es bringt etwas von der Wirklichkeit Gottes in unser Leben.
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Hauptbahnhof Zürich
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Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Hans-Ruedi Rüfenacht
Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche