Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich
 
Weg-Wort vom 13. April 2021
 
Liebe lässt (nicht) los

Gleich drei Gleichnisse zum Thema «verlieren und wiederfinden» werden im fünfzehnten Kapitel des Lukasevangeliums erzählt: das verlorene Schaf, die verlorene Münze und der verlorene Sohn. Das letzte ist wohl eines der bekanntesten Gleichnisse überhaupt.

Der Schafbesitzer macht sich sofort auf die Suche, als er den Verlust des einen Tieres bemerkt. Ebenso die Frau mit der verlorenen Münze. Der Vater im dritten Gleichnis lässt seinen Sohn ziehen. Als dieser abtaucht, startet der Vater aber keine Suchaktion, sondern wartet ab.

Unsere beiden Töchter sind schon ausgezogen. Ich freue mich jedes Mal, wenn sie auf einen Besuch zu uns nach Hause kommen. Ich weiss nicht, was ich tun würde, wenn der Kontakt zu ihnen plötzlich abbräche. Wahrscheinlich würde ich versuchen, den Kontakt wieder herzustellen.

Jesus erzählt die drei Gleichnisse vom Verlieren und Finden um zu zeigen, wie sehr Gott die Menschen liebt. Offensichtlich vereint Gott in dieser Liebe zwei sehr gegensätzliche Eigenschaften. Er geht uns nach, lässt nicht locker, bis er uns (wieder) gefunden hat. Er lässt uns aber auch Freiheit, bedrängt uns nicht, kann warten und freut sich, wenn wir selbst durch die offene Tür zu ihm kommen wollen.


Bild von Tim Reckmann auf flickr
 
© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich