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4 Aug
2008
4 Aug
'08
8:13 a.m.
Weg-Wort vom 4. August 2008
An Gottes Reich arbeiten
Wir kennen Oscar Romero, den 1980 ermordeten Erzbischof von San Salvador,
als unermüdlichen Kämpfer für die Armen, Entrechteten und Ausgebeuteten. Der
folgende Text macht deutlich, dass er seinen unbeugsamen Einsatz für
Gerechtigkeit und Frieden stets als ein Arbeiten am Reich Gottes verstand.
Eine für ihn unvollkommene Arbeit zwar, aber gerade dadurch immer auch eine
Gelegenheit für Gottes Gnade, ins Spiel zu kommen und den Rest zu tun.
Ein Ansatz, der auch auf uns befreiend wirken und uns ermutigen kann:
Es hilft, dann und wann zurückzutreten und die Dinge aus der Entfernung zu
betrachten.
Das Reich Gottes ist nicht nur jenseits unserer Bemühungen. Es ist auch
jenseits unseres Sehvermögens. Wir vollbringen in unserer Lebenszeit
lediglich einen winzigen Bruchteil jenes grossartigen Unternehmens, das
Gottes Werk ist.
Nichts, was wir tun, ist vollkommen. Dies ist eine andere Weise zu sagen,
dass das Reich Gottes je über uns hinausgeht. Kein Vortrag sagt alles, was
gesagt werden könnte. Kein Gebet drückt vollständig unseren Glauben aus.
Kein Pastoralbesuch bringt die Ganzheit. Kein Programm führt die Sendung der
Kirche zu Ende. Keine Zielsetzung beinhaltet alles und jedes.
Dies ist unsere Situation. Wir bringen das Saatgut in die Erde, das eines
Tages aufbrechen und wachsen wird. Wir begiessen die Keime, die schon
gepflanzt sind in der Gewissheit, dass sie eine weitere Verheissung in sich
bergen. Wir bauen Fundamente, die auf weiteren Ausbau angelegt sind.
Wir können nicht alles tun. Es ist ein befreiendes Gefühl, wenn uns dies zu
Bewusstsein kommt. Es macht uns fähig, etwas zu tun und es sehr gut zu tun.
Es mag unvollkommen sein, aber es ist ein Beginn, ein Schritt auf dem Weg,
eine Gelegenheit für Gottes Gnade, ins Spiel zu kommen und den Rest zu tun.
Wir mögen nie das Endergebnis zu sehen bekommen, doch das ist der
Unterschied zwischen Baumeister und Arbeiter.
Wir sind Arbeiter, keine Baumeister.
Wir sind Diener, keine Erlöser.
Wir sind Propheten einer Zukunft, die nicht uns allein gehört.
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Hauptbahnhof Zürich
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