Weg-Wort vom 26. September 2011
Der innere Kompass
Wir alle haben im Innenohr ein hoch sensibles Gleichgewichtsorgan, das für
die Orientierung im Raum zuständig ist und bei der Steuerung unserer
Körperbewegungen eine wichtige Rolle spielt.
Ähnlich haben wir auch so etwas wie ein seelisches Gleichgewichtsorgan,
einen inneren Kompass, der unser Handeln lenkt. Eine innere Stimme, die sich
als gutes Gewissen meldet, wenn wir richtig gehandelt haben oder als
schlechtes Gewissen und Gewissensbisse, wenn wir etwas Unrechtes begehen
wollen oder getan haben.
Beim Kleinkind ist gut oder böse das, was die Eltern als gut oder böse
empfinden, worauf sie mit Lob oder Tadel reagieren. Das Gewissen des
Schulkindes orientiert sich am Vorbild der Eltern, Lehrer und anderer
Autoritätspersonen. Mädchen und Buben erleben aber bald, dass sich auch die
Autoritätspersonen nicht immer an die Vorschriften und Regeln halten. Sie
müssen jetzt selber herausfinden, was richtig und falsch ist.
Der mündige Mensch handelt nach der Stimme des eigenen Gewissens. Oft aber
entscheiden und handeln auch wir Erwachsene wie Kinder und Jugendliche: aus
Angst, um gelobt zu werden oder weil eben andere auch so handeln. Und
manchmal ist es nicht einfach, die leise Stimme des Gewissens von anderen
störenden Stimmen in mir und um mich herum zu unterscheiden.
Wirkliche Gewissensentscheidungen, d.h. Entscheidungen, in denen ich mich
mit Berufung auf mein Gewissen gegen das Übliche entscheide, sind zum Glück
nichts Alltägliches. Die Berufung auf das Gewissen enthebt mich auch nicht
der Pflicht, vor einem wohlmeinenden Gegenüber die Gründe meiner
Gewissensentscheidung darzulegen. Kann ich das verantworten? Solche
Fragen kann ich hoffentlich mit vertrauenswürdigen Menschen besprechen
oder auch in einem vertraulichen Seelsorge-Gespräch.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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