Weg-Wort vom 25. Februar 2009
Das grosse Umdenken
Allenthalben wird ein Umdenken gefordert. So könne es nicht weitergehen
angesichts der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise. Einige
Wirtschaftsvertreter des obersten Kaders machen nicht nur schöne Worte
sondern verzichten für einmal grossmütig auf ihre Boni. Oder lassen sich nur
noch einen Teil davon zukommen. Andere beharren auf den zusätzlichen
Zahlungen, da sie sonst die Besten nicht mehr in ihren Reihen halten können,
wie sie glauben.
Seine Firma wurde von der Krise sofort erfasst. Er gehörte zur ersten
Entlassungswelle. Mit fast sechzig Jahren hat er wenig Aussicht auf eine
Wiederanstellung. Sein schon bisher bescheidenes Budget muss er jetzt noch
mehr einschränken und, falls er ausgesteuert wird, sogar bis aufs
Existenzminimum. Er versteht die Welt nicht mehr.
Mit seinem Gehalt konnte er seiner Familie bisher ein einigermassen
anständiges Auskommen bieten. Die Kurzarbeit aber lässt für dieses Jahr kein
Ferienbudget mehr zu. Er ist enttäuscht und wütend!
Beide Männer haben stets ihr Bestes gegeben und gute Arbeit geleistet, ohne
zusätzliche Boni. Jetzt aber sind sie und ihre Familien existenziell
betroffen vom verantwortungslosen Versagen der sogenannt Besten, von der
Wirtschaftselite, die auch mit etwas weniger hohen Löhnen weiterhin ohne
jede Einschränkung gut leben kann.
Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an
die frohe Botschaft! (Mk 1,15)
Dieses Wort Jesu hat zu jeder Zeit und auch gerade heute seine besondere
Bedeutung. Damit ist gemeint: Gottes Herrschaft, die nichts als Liebe,
Wahrheit, Barmherzigkeit und göttliche Gerechtigkeit ist, ist schon da,
mitten unter uns. Diese göttlichen Wesenszüge sind in unseren Herzen
grundgelegt, denn wir sind nach seinem Bild geschaffen. Der heutige
Aschermittwoch lädt uns ein, umzudenken, umzukehren und dieser frohen
Botschaft Jesu zu vertrauen.
Denn die Gier nach Macht und Reichtum hat uns in die Irre geführt. Hohe
finanzielle Anreize ziehen eher Spielernaturen an und nicht die besten
Kräfte. Die wirklich Besten zieht es dorthin, wo sie ihr Potential am besten
entfalten können zugunsten des Ganzen, das auch den anderen zugute kommt.
Umdenken ist angesagt. Lasst es uns darum mit einer fairen und gerechteren
Wirtschaftsordnung versuchen, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt
wie der Schweizer Theologe Emil Brunner sagte: Der Mensch soll nicht
wirtschaften, um zu wirtschaften, sondern um zu leben, um menschlich zu
leben.
Wir wünschen Ihnen einen guten und gesegneten Tag!
Die Seelsorger und Seelsorgerinnen der Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Beat Schlauri, Susanne Wey
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Hauptbahnhof Zürich
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