Weg-Wort vom 17. Februar 2011
Ich weiss, ich bin halt zu gut für diese Welt
Die Arbeit der jungen Frau habe ich gelobt, weil ich Freude daran hatte, wie
sie gearbeitet hat, effizient und sorgfältig, aber auch darum, weil die
junge Dame auch recht schwierig sein konnte.
Ich sah die Freude in ihren Augen und hörte auch, wie sie reagierte: Ich
weiss. Ich bin halt gut, ja ich weiss, ich bin perfekt. Das strotzte vor
Lebenskraft, hörte sich fast schon arrogant an, und reizte mich zum
Widerspruch. Sie wissen: Das Perfekt ist eine abgeschlossene Handlung in
der Vergangenheit. - Nur ein toter Mensch kann perfekt sein; was durchaus
dem Sprichwort de mortuis nil nisi bene (Über die Toten ist nichts ausser
Gutes zu sagen.) entspräche. Sie hörte das gar nicht, sondern tanzte mit
derselben Lebenskraft davon, ganz von der eigenen Güte und Perfektion
überzeugt: Ich weiss, sagte sie noch, ich bin halt zu gut für diese
Welt.
Ich staunte und lächelte: Die junge Frau strotzte vor Leben und tanzte so
leicht und strahlend an ihren Arbeitsplatz zurück.
Denke ich jetzt an diese junge Frau, denke ich auch an das Christus-Lied:
«Ich tanzte am Morgen da geborn ward das All, und ich tanzt über Sonne, Mond
und Sterne allzumal, und ich tanzte vom Himmel her aufs Erdenland; in
Bethlehem meine Wiege stand. Ich tanzte am Sabbat und ich heilt` einen Mann.
Und das heilige Volk, es fand, das gehe doch nicht an. Und sie geisselten
mich und sie spien mir ins Gesicht; Sie schrien: Ans Kreuz, diesen wolln wir
nicht! Sie holten mich runter, doch ich sprang auf sogleich. Denn ich bin
das Leben, und ich lebe auch in euch, wenn ihr lebt in mir, und ich tanze
vor euch her. Ich bin der Meister des Tanzes», sagt er. Und wenn er in mir
lebt, dann kann sich das manchmal in einer fast überheblich anmutenden
Leichtigkeit ausdrücken:
«Tanzt drum, fragt nicht wohin, woher; ich bin der Meister des Tanzes», sagt
Er, «und ich führ euch alle, wo immer ihr kommt her, und ich führ euch alle
zum Tanz», sagt Er.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
info(a)bahnhofkirche.ch
www.bahnhofkirche.ch