Weg-Wort vom 24. Januar 2014-01-24
Draht nach oben
Sie alle wissen, um was es sich dabei handelt. Es ist der spezielle Draht zu
Gott, der besonders uns Seelsorger-innen und Seelsorgern zugedacht oder
zugesprochen wird. Nicht selten passiert das in unsicheren Momenten, wenn
Gott zugunsten irgendeiner Sache oder eines Menschen aktiviert werden
müsste. Zusätzlich können die Anforderungen auch auf das Wetter ausgedehnt
werden: Petrus ist ja einer von Euch.
Dabei vergessen sie, dass sie schon vor dem allgegen-wärtigen Internet,
einen direkten Draht nach oben eingerichtet bekommen haben. Mit Weihnachten,
der Geburt Christi, ist das überdeutlich geworden. Die Verbindung ist da,
sie ist aktiv, mann oder frau muss sie einfach noch brauchen.
Aber das ist scheinbar oft schwieriger als gedacht. Einfacher ist es in
neu-religiöser Gebetshaltung Kontakt im Internet zu suchen. Sie wissen
sicher, wie das aussieht: Da beugen sich Jugendliche, Erwachsene, Männer und
Frauen in offensichtlich demütiger Haltung über das flache Etwas. Sie fahren
mit dem Zeigefinger sanft über den Bildschirm, berühren ihn da und dort kurz
und erhoffen Antwort auf ihre dringendsten Fragen. Sie hämmern mit den
Daumen in unglaublicher Geschwindigkeit ihre weltlichen Anliegen in das
flache Ding, lassen es durch den Äther schwirren in der Hoffnung am andern
Ende werde es gelesen und es käme eine Antwort.
Eine ganz neue Form religiöser Betätigung. Die betenden Hände von Dürer
ersetzt durch die tastenden Hände unserer Zeit: Sie beten auch nicht mehr zu
Gott, sondern sind gefangen im alles durchdringenden und alles verbinden-den
Netz.
Wir arbeiten auch mit Netzen: Nicht umsonst hat Jesus Fischer berufen, aus
Fischern Menschenfischer gemacht, aber sein Netz redet von Freiheit und
Geborgenheit in Einem, und nicht vom Abhängig- und Gefangensein vom Strom
der Zeit. Der Draht nach oben funktioniert unplugged. Die einzige Batterie,
die es braucht, sind wir selbst: Der Draht nach oben ist im Gegensatz zum
Fahrstuhl nicht besetzt, sondern jederzeit und allen offen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich
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