Weg-Wort vom 18. Mai 2010
Ausdauer braucht das Leben, aber nicht nur
Heute feiern sie ihren Hochzeitstag, nicht mehr einstellig, das silberne
schon hinter sich, und noch viel Zeit vor sich, sie zu füllen und zu
gestalten. Und alle, die das erleben, können von den Auf und Abs erzählen,
von den Durst-strecken, von den Höhenflügen, die über den siebten Himmel
hinausreichten, vom Alltag Grau in Grau und von den farbigen Zeiten, von
Wolkendecken, undurchdringlich und vom wär-menden Sonnenstrahl, der
Unmögliches fertiggebracht und das Dunkle aufgerissen hat.
Heute feiern sie ihren Hochzeitstag. Das tut doch gut, wenn man für sich
sagen kann: Es ist schön, dass wir es soweit geschafft haben. Letzten Endes
macht es auch dankbar, denn nicht jedem Ehepaar ist es geschenkt, 30, 35
und noch mehr Jahre gemeinsam zu verbringen und dann auch noch sagen zu
können: Es sind gute Jahre gewesen, nicht immer leichte, aber gute. Und aus
dieser Erfahrung kann Freude und Hoffnung auf eine weitere, erfüllte Zeit
wachsen.
Wenn ich junge Paare traue, dann wollen sie als sichtbares Zeichen ihren
Ring tauschen und ihn sich gegenseitig an den Finger stecken. Er steht für
das Versprechen sich für diese Beziehung einzusetzen. Die Ringe sind neu,
glänzen. Ein Strahlen, das sich in den Augen des jungen Paares wiederfindet.
Ich schaue in solchen Momenten oft meinen Ring an, abgeschliffen ist er, er
trägt Spuren des Lebens an sich, er ist nicht frisch, aber ich möchte ihn
nie und nimmer missen. So soll es doch auch mit der Liebe sein. Sie soll
sich verändern, sie wird gebraucht, die Gefahr ist gross, dass sie
verbraucht wird, aber wie der Ring soll sie kreisrund bleiben ohne
Anfang und ohne Ende.
Das wünsche ich allen Paaren, die sich auf den Marathon eines gemeinsamen
Ehelebens begeben oder mittendrin sind oder mitten in der Krise und allen,
die sich auf Beziehungen einlassen dass sie dranbleiben und nicht
vergessen: Unser Leben braucht Ausdauer und sorgsamen Umgang mit sich und
dem Nächsten.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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