Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 10. Oktober 2018
Jugendlicher Leichtsinn
Wir waren etwa 18 Jahre alt, auf unserer Abschlussreise vor der Matur. Jung,
ausgelassen, fröhlich und ohne Furcht. Es begann schon im Zug: Mit einer
Bananschale haut ein Klassenkamerad einer Frau über den Kopf, alle lachen,
er dachte es wäre jemand von uns, es war aber ein anderer Fahrgast.
Am Abend im Restaurant: wir lästern auf Deutsch im englischen Pub über
sämtliche Gäste, bis jemand vom Nachbartisch aufsteht, zu uns kommt und
sagt: Hoi zäme, sinder au us de Schwiiz. Das war peinlich.
Es ging so weiter, jeder Tag ein anderer Streich. Wir hatten es gut
zusammen. Unsere Lehrkräfte liessen uns gewähren. Erst als jemand innerhalb
der Schleuse ins Wasser sprang gab es Ärger, oder als jemand in einem
Container durchs Dorf fuhr, auch das fand niemand der Erwachsenen lustig.
Wann gab es Ärger, wann nicht? Erst als wir uns selber gefährdeten, wurden
wir in die Schranken gewiesen, als wir nur uns selber blamierten, hat uns
niemand davor bewahrt. Selbstverantwortung ja, aber nicht um den Preis der
Eigengefährdung. Das war früher. Wie bin ich dankbar für diese Erfahrung.
Ich wünsche mir, dass auch heute jugendlicher Leichtsinn möglich ist - ohne
Gefährdung von sich oder anderen. Ich wünsche mir aber auch, dass Erwachsene
dort eingreifen, wo Jugendliche die Grenzen nicht mehr kennen. Jugendlicher
Leichtsinn ist nötig um erwachsen zu werden, aber nicht um jeden Preis. Auch
wenn Gewalt ins Spiel kommt, gibt es kein Pardon. Dann ist kluger Mut
gefragt Zum Schutz der Gesellschaft.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich info(a)bahnhofkirche.ch
www.bahnhofkirche.ch www.offene-tuer.net
Das Weg-Wort als iPhone- bzw iPad-App:
http://itunes.apple.com/de/app/bahnhofkirche/id434629936?mt=1
Der Weg-Wort-App für die Android-Welt:
https://play.google.com/store/apps/details?id=com.medialemon.bahnhofskirche