Das Weg-Wort – Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich
Weg-Wort vom 29. Juli 2021
Geschäftig
Haben Sie in der Kindheit im Haushalt mithelfen müssen, vielleicht sogar im elterlichen Betrieb? Als Kinder versuchten wir uns so gut es ging davor
zu drücken, oder zumindest etwas auszuhandeln. Als Erwachsener habe ich mich an die Hausarbeit gewöhnt, manchmal mache ich sie sogar ganz gern. Meist reduziere ich das Haushalten auf das Nötigste, es sei denn, ich erwarte Gäste: Dann mache ich ganz gründlich
sauber, schliesslich will ich ein ordentliches Zuhause vorweisen können. Geht es Ihnen auch so?
Heute gedenkt die Kirche einer biblischen Frau, die für ihre Gastfreundschaft und ordentliche Haushaltsführung bekannt ist. Es ist Marta, die mit
ihrer Schwester Maria in Betanien nahe Jerusalem lebte, und Jesus bei sich beherbergte. Marta war besonders bemüht, ihn aufwändig zu bewirten. Ihre Schwester sass währenddessen einfach zu Füssen Jesu und hörte ihm zu. Das ärgerte Marta und sie bat Jesus, Maria
zum Mithelfen anzuhalten. Dieser aber antwortete nur: «Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat den guten Teil gewählt, der wird ihr nicht genommen werden.»
Meine Mutter wäre wohl nicht zufrieden gewesen, hätte ich ihr damals so eine Antwort gegeben. Hier geht es allerdings nicht um Geringschätzung der
Hausarbeit. Jesus weist auf etwas anders hin: Man kann so vieles für einen Gast machen, dass kaum mehr Zeit bleibt, einfach mit ihm zu sein. Manchmal ist es das Vermeiden von Nähe, die uns so geschäftig sein lässt. Maria hat das verstanden, und sie lässt die
Nähe zu Jesus zu. Diese menschliche Verbundenheit ist auf andere Art ebenso nährend wie ein üppiges Gastmahl.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
Bild von Hans Braxmeier auf Pixabay
© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich
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