Das Weg-Wort – Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich

 

Weg-Wort vom 8. April 2021

 

Überraschungen

 

Als ich vorgestern nach dem Aufstehen aus dem Fenster schaute, staunte ich nicht schlecht: Die ganze Landschaft war mit einer kräftigen Schneeschicht überzogen, die Äste der Bäume bogen sich ein wenig unter der Schneelast, und an den Dachkanten hatten sich kleine Eiszapfen gebildet. Ich konnte es kaum fassen, war ich doch am Vortag bei frühlingshaften Temperaturen unterwegs auf einem ausgedehnten Osterspaziergang. Der April macht seinem Ruf als unberechenbarer Monat wieder einmal alle Ehre, dachte ich mir.

 

Als vor etwas mehr als einem Jahr in der gesamten Schweiz aufgrund der Pandemie der erste Lockdown ausgerufen wurde, hätte ich mir nicht im Traum vorgestellt, dass die einschneidenden Einschränkungen auch über ein Jahr später unvermindert anhalten würden, und dass selbst jetzt im April noch nicht absehbar ist, wann sich die Lage wieder entspannen wird.

 

Wie gehen Sie mit Überraschungen im Leben um? Ich merke, dass ich mir viele Pläne mache und daran hänge. Wenn sie durch irgendwelche Umstände über den Haufen geworfen werden, brauche ich erst einmal Zeit, um mich mit den neuen Gegebenheiten zu arrangieren. Nicht selten trauere ich meinen geplatzten Vorstellungen nach oder ärgere mich sogar.

 

Einmal mehr sind es die Kinder, die mir ein Vorbild sind. Wenn sie vom Schnee überrascht werden, dann jammern sie nicht zuerst wegen der Kälte oder sind ängstlich wegen möglicher Glätte. Sofort entdecken sie im Unvorhergesehenen neue Möglichkeiten: Sie liefern sich eine Schneeballschlacht, bauen Schneemänner und folgen ihrer Freude. Die Kinder geben mir zu verstehen: Es kommt immer darauf an, was ich aus einer Situation mache.

 

Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche

 

 

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