Weg-Wort vom 25. November 2008
Nah und Fern
Wo sind die Toten?, fragt ein kleines Kind die Mutter. Die Mutter
antwortet: Im Himmel. Der Himmel ist fern und hoch oben über uns, für
viele Menschen ein Ort grenzenloser Freiheit, des Friedens und der Ruhe. Er
ist so fern, wie die Menschen sind, die gestorben sind und von denen wir
getrennt wurden. Das schmerzt und tut weh. Gleichzeitig aber geht der Himmel
mit uns mit in jedem Schritt, den wir auf dieser Erde tun. Gleich wohin wir
auf dieser Erde reisen, gleich wo wir unterwegs sind, immer und überall geht
der Himmel mit.
So ist es auch mit den Menschen, die gestorben sind, sie sind fern von uns
und doch immer nah. In jedem Schritt, da gehen sie mit, so wie der Himmel
mit uns mitgeht. Der Himmel spannt sich wie ein schützendes Dach und Zelt
über der Erde und über den Menschen. Und so erzählen die Mütter den Kindern,
dass die verstorbene Oma von oben auf sie aufpasst und sie schützt. Die
Menschen, die gestorben sind, sind zugleich fern und nah. Nah sind sie in
unseren Erinnerungen, in unserem Herzen, in unseren Gedanken und in unseren
Träumen.
Dass die Toten uns nah bleiben, das schmerzt und tut gleichzeitig gut, je
nach der Situation, in der wir uns befinden. Nah sind uns die Toten. Kurz
nach dem Tod eines geliebten Menschen glauben viele, ihn oder sie noch zu
sehen, wenn sie aus der Ferne einen Menschen sehen, der ihm oder ihr ähnlich
sieht.
Manchmal erzählen wir Geschichten von den Toten und dann können wir sogar
herzhaft lachen. Es tut uns gut, diese Geschichten zu erzählen, auch wenn
sie selbst nach langer Zeit noch mit etwas Trauer und Wehmut verbunden sind.
In bestimmten Situationen, wenn ein Problem gelöst werden oder eine
Entscheidung gefällt werden muss, dann sagt oder fragt jemand aus der
Familie: Was hätte der Vater, die Mutter, der Opa oder die Oma dazu gesagt,
wie hätten sie entschieden und gehandelt? Für die eigene Entscheidung ist es
nicht unwichtig, das mit zu bedenken. Es ist schon so: Die Verstorbenen sind
uns nah und fern!
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Sr. Zoe Maria Isenring, Sr. Anna Affolter, Susanne Wey
info(a)bahnhofkirche.ch
www.bahnhofkirche.ch
www.offene-tuer.net
Blog:
http://blogs.ref.ch/bahnhofkirche.php