Das Weg-Wort – Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 26. November 2020
Im Geheimnis daheim
Vieles, was wir in der am Sonntag beginnenden Advents- und Weihnachtszeit erleben, empfinden wir als geheimnisvoll: Die Lichtschimmer auf den Weihnachtsbaumkugeln, die Kerzen auf dem Kranz oder am Baum, die festliche Stimmung in der Kirche, mit der Musik
und den Adventsliedern.
Geheimnisvoll ist es, weil es uns emotional anzieht und berührt, gleichzeitig aber unergründlich bleibt und wundersam. Es ist, als ob wir uns etwas annäherten, das sich im Letzten doch wieder entzieht.
Nicht zufällig spricht man im Glauben von Geheimnissen. Z.B. von Gott, der den Tod überwindet, von der Liebe, die stärker ist als das Böse, von Engeln oder – in der Adventszeit – von Gott, der Mensch wird. Auch hier werden wir angezogen und berührt: In unserer
Hoffnung, unserer tiefen Bedürftigkeit. Aber es gibt über diese Dinge kein Wissen, nur Ahnung oder Vertrauen.
«Geheim» ist eine Ableitung vom Wort «Heim». Ursprünglich hatte es die Bedeutung «vertraut», «gut bekannt». Die heutige Verbindung zum Rätselhaften und Versteckten kam erst später dazu. Der «Geheimrat» z.B., war kein im Versteckten agierender Funktionär, sondern
der vertraute Ratgeber eines Herrschers.
Glaube kann auch dies sein: Im Geheimnis daheim sein, wohnen in der Hoffnung, sich beheimaten im Unergründlichen. Befreit vom Zwang, alles wissen zu müssen und erklären zu können.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
Abbildung: Peter Paul Rubens, Die Anbetung der Hirten, um 1608, Sankt-Pauluskirche, Antwerpen. Quelle:
https://de.m.wikipedia.org/
© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich