Weg-Wort vom 12. April 2010
Die Kunst der kleinen Schritte
Ich bitte nicht um Wunder und Visionen, Herr, sondern um die Kraft für den
Alltag. Lass mich immer wieder herausfinden aus dem täglichen Trott, aus dem
ermüdenden Einerlei und Vielerlei, aus Angst und Langeweile. Lass mich immer
mehr zu mir selbst finden.
Bewahre mich vor der kindischen Angst, ich könnte das Leben versäumen und
leben, ohne das Leben zu erleben. Es kommt ja in erster Linie nicht darauf
an, dass ich erfolgreich, sondern dass ich gesegnet bin.
Gib mir nicht, was ich wünsche, sondern was ich brauche. Hilf mir, das
Nächste so gut wie möglich zu tun und die jetzige Stunde als die wichtigste
zu erkennen.
Bewahre mich vor dem naiven Glauben, es müsste im Leben alles glatt gehen.
Schenke mir die nüchterne Erkenntnis, dass Schwierigkeiten, Niederlagen,
Rückschläge eine selbstverständliche Zugabe zum Leben sind, wodurch wir
wachsen und reifen, um unser Leben zu meistern.
Schenke mir eine Portion Misstrauen gegen mich selbst; keiner kann die Hand
für sich ins Feuer legen. Erinnere mich in kritischen Minuten daran, dass
das Herz oft gegen den Verstand streikt. Schick mir im rechten Augenblick
jemand, der den Mut hat, mir die Wahrheit in Liebe zu sagen.
Ich möchte trösten, aber bewahre mich vor der Gefahr, dass ich andere nur
vertröste. Verleihe mir die nötige Phantasie, im rechten Augenblick ein
Päckchen Güte, mit oder ohne Worte, an der richtigen Stelle abzugeben.
Du weisst, wie sehr wir der Freundschaft bedürfen. Gib, dass ich diesem
schönsten, schwierigsten, riskantesten und zartesten Geschäft des Lebens
gewachsen bin.
Herr, schenk mir die Kraft, die Kunst der kleinen Schritte heute zu leben
(nach: Antoine de Saint-Exupéry)
Wir wünschen Ihnen einen guten und gesegneten Tag!
Die Seelsorgenden der Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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