Weg-Wort vom 19. Juni 2006
Hoffnung und Schutz von Gott (Psalm 14)
Im Moment sehen wir in vielen Buchhandlungen das Buch von Michel Onfray Wir
brauchen keinen Gott - Untertitel: Warum man jetzt Atheist sein muss.
Seine Hauptaussage ist: Der Glaube an ein jenseitiges Himmelreich, das es
nach ihm gar nicht gibt, halte uns nur davon ab, uns um die eine reale Welt
zu kümmern und sie zu geniessen.
Dazu höre ich die Worte des 14. Psalms: Der Eingebildete denkt: Es gibt
keinen Gott. Solche Leute führen ein sinnloses, abscheuliches Leben. Keiner
bringt Gutes zuwege. ... Gott möchte wissen, ob jemand klug genug ist, nach
ihm zu fragen. (Ps 14.1 und 2b)
Wer nach Gott fragt, ist klug. Wer nicht nach ihm fragt, nutzt Welt und
Menschen so, wie man Brot isst. (Ps 14.4) Er weiss nicht, um was es geht. Er
hat keine Ahnung davon, was wichtig ist. Er überlebt nur ohne
Perspektiven, ohne Auftrag, ohne Verantwortung.
Zugegeben, das ist schwarz-weiss gemalt sowohl von Onfray, wie auch vom
Beter des 14. Psalms. Trotzdem, die Spannung, die aus dieser
Schwarz-Weiss-Malerei entsteht, stellt eine wichtige Frage und macht eine
wichtige Aussage. Sie stellt die Frage:
Woher nehmen wir unsere Hoffnung? (Ps 14.6a)
Und sie macht die Aussage:
Gott nimmt uns in Schutz! (Ps 14.6b)
Ich brauche Gott. Und es ist mir egal, ob das nun klug ist oder nicht. Ich
brauche ihn, weil er mir hilft, meine Verantwortung, meinen Auftrag und
meine Möglichkeiten und Grenzen zu sehen.
Ich brauche Gott, weil ich immer wieder auf seinen Schutz, seine
Geborgenheit angewiesen bin. Und weil ich es auch immer wieder nötig habe,
dass er mich wach macht und auf den Weg zur Tat schickt.
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