Das Weg-Wort – Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!

Weg-Wort vom 2. Oktober 2020


Kräuterkiste

Vor einem meiner Fenster steht eine Blumenkiste, in der ich Kräuter angepflanzt habe. Darin wachsen Rosmarin, Basilikum, Majoran und Pfefferminze. Auch Petersilie, Bohnenkraut und Ysop habe ich schon ausprobiert. Viel lieber als die getrockneten Kräuter aus dem Gläschen, welche ich im Laden kaufen kann, verwende ich diese grünen Würzpflanzen. Sie sind nicht nur frischer und aromatischer, sondern erfüllen mich mit Dankbarkeit und dem Stolz, sie gepflegt und gegossen zu haben, nichts für sie bezahlen zu müssen und sie eigenhändig zu ernten.

Die allermeisten Lebensmittel beziehen wir aus dem Supermarkt, dem Quartierladen, vielleicht vom Wochenmarkt oder direkt vom Landwirt. Manche pflegen einen Schrebergarten. Immer weniger Familien bewirtschaften einen eigenen Hof. Wir entfernen uns von der Erfahrung, für unsere Nahrung unmittelbar zu sorgen, und zu wissen: Das Gedeihen und Fruchtbringen der Pflanzen ist nichts Selbstverständliches.

Seit Menschen Getreide, Obst und Gemüse anbauen, haben sie sich an Gott gewandt und dafür gebetet, dass ihre Feldfrüchte von widrigen Wetterverhältnissen, Krankheiten und Schädlingen verschont bleiben. Sobald die Ernte eingebracht war, bestand Grund zu grosser Freude und Dankbarkeit. Aus der Erfahrung der geschenkten Fülle entstanden die Erntedankfeste, die wir noch heute im Herbst begehen. Mit ihnen drücken wir Dank und Erleichterung aus, dass wir genügend zu essen haben. Ebenso schenken sie Gelegenheit darüber zu staunen, was die Natur und die Kräfte des Lebens hervorbringen, und wie wir in sie eingebettet sind. Diese Verbundenheit lässt meine kleine Kräuterkiste mir immer wieder bewusst werden.

Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche

Bild von Thomas B. auf Pixabay

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