Weg-Wort vom 16. September 2011
Dank-, Buss- und Bettag - und eidgenössischer noch dazu
Ein politischer Sonntag. Nicht Kirchen haben ihn erfunden, sondern die
Politik. Geschah das vielleicht im Wissen, dass politische Macht beschränkt
ist und es für uns Menschen mehr braucht?
Wofür sollen wir beten? Für eine Einwanderung in Massen oder in Massen? Dass
wir unsere Menschlichkeit behalten oder fortwerfen?
Wofür sollen wir danken? Dass wir in einem Land leben, das schon seit
längerem vor grösserem Ungemach verschont worden ist und es uns im Vergleich
zu anderen Ländern sehr, sehr, sehr gut geht?
Wofür sollen wir Busse tun? Dass wir als Bewohner der Schweiz pro Person
über 44 Quadratmeter Wohnfläche (Stand 2000) und ein Auto und ein Handy
beanspruchen, aber den Menschen, die in unser Land träufeln nur wenige
Quadratmeter Wohnfläche zugestehen.
Wofür sollen wir beten? Dass wir uns als Kirchen aus jeglicher politischer
Diskussion heraushalten sollen, aber hinnehmen müssen, dass unser Gott und
Vater von jeglicher politischer Gruppierung (Vor allem sind es politisch
eher rechts stehende, evangelikale oder frömmere Kreise in den USA zum
Beispiel, aber auch hier) für ihre Zwecke gebraucht, ja missbraucht wird?
Dass Gott immer schon politisch war, das zieht sich durch die Bibel
hindurch, dass die Mächtigen ihn immer für sich beanspruchten, zieht sich
durch unsere Geschichte hindurch. Wofür sollen wir also beten, wofür danken,
wofür Busse tun?
Beten möchte dafür, dass bei allen Herausforderungen, die sich uns stellen,
wir unsere Menschlichkeit nicht verlieren. Danken möchte ich dafür, dass der
Zufall?, das Schicksal?, Gott? es so gut mit uns gemeint hat, dass wir als
Schweizerinnen und Schweizer in einem Land leben dürfen, das eine lange
Tradition sozialen Friedens kennt und auch dafür, dass es uns unverdient gut
geht. Und Busse tun möchte ich dafür, dass wir immer wieder in Gefahr
stehen, uns wegen unserer Zukunftsängste politisch missbrauchen zu lassen.
So bitte ich Gott, uns zu leiten und zu führen, dass seine Voraussicht
Oberhand behält und nicht unsere Verwirrung.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich
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