[Wegwort] 22. März 2010

Weg-Wort vom 22. März 2010 Vater und Sohn Wie hatten, wie haben sie es mit ihren Eltern? Als Kind und Jugendlicher habe ich meine Eltern bewundert und mich über sie geärgert. Ich konnte mit ihnen Pferde stehlen und mich an ihnen reiben bis zum „Geht-Nicht-Mehr“. Dieser polare Umgang mit meinen Eltern hat mir geholfen, meine Identität, mich selber zu finden. Da gab es nicht billige Fraternisierung oder eine unglückliche Vermischung der Erwachsenenwelt mit meiner Jugendlichen-Welt. Meine Eltern hörten andere Musik, zogen sich anders an wie ich – und blieben trotzdem immer interessant für mich. Sie zeigten mir ihre Welt und hörten mir zu, wenn ich von meiner Welt berichtete. Sie sagten Nein zu vielen meiner Ansichten, immer aber ein Nein, das mein Ja zuliess. Und ich lernte, auf die gleiche Art mit ihnen umzugehen. Liebe, Respekt und Verhältnis-mässigkeit waren die Eckpfeiler dieser Erziehung, die mich stark machte und zu keiner Zeit haltlos werden liess. Ich konnte so meinen Weg finden und gehen, auch wenn meine Eltern nicht immer mit allem auf diesem Weg einverstanden waren. Die Türen blieben gegenseitig immer offen und damit auch die Lust und Freude, einander immer wieder mit ein zu beziehen. Und jetzt sitzt da vor mir der Vater mit seinem Teenager-Sohn. Beide sind fast gleich gekleidet. Der Vater berichtet davon, was er alles macht, um seinen Sohn zu gewinnen. Er gibt sich ganz bewusst jugendlich und kollegial. Aber das will der Sohn nicht und ist ständig auf der Flucht vor ihm. Was will er vom Vater? Ich höre ihm zu: Er will einen Vater, der Vater ist, der sich in einer anderen Umgebung auf eine andere Art bewegt, geprägt von anderen Einstellungen und Werten. Er will einen Vater, mit dem er sich auf eine gute Art auseinandersetzen kann – und damit seinen Weg, seine eigene Art überdenken und immer besser finden kann. Er will keinen Vater, der sich einschleimt, aber einen Vater, der Vertrauen in ihn hat, ein Vertrauen, das er gerne belohnen möchte. Übrigens: Genau so geht Gott mit uns um! Mit freundlichen Grüssen Ihre Bahnhofkirche © Bahnhofkirche Roman Angst, Toni Zimmermann Iris Daus, Rolf Diezi info(a)bahnhofkirche.ch www.bahnhofkirche.ch www.offene-tuer.net Blog: http://blogs.ref.ch/bahnhofkirche.php