Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 22. Februar 2019
Normal
Im Zoo frage ich mich gelegentlich, wer eigentlich wen beobachtet: die Elefanten hinter der Abschrankung uns Besucher oder umgekehrt, die Affen hinter dem dicken Glas die Grimassen schneidenden Kinder, oder die Kinder die herumtollenden Affen?
Ich mag es, den Tieren in die Augen zu schauen und mir vorzustellen, was die nun wohl denken.
Ähnlich verhielt sich es sich letzthin im Bus. Ein sehr auffällig gekleideter Mann mit Taschen stieg ein und setzte sich. Doch schon bald stand er auf und wechselte den Platz, gefolgt von gefühlten tausend Blicken. Einige Haltestellen später stand er etwas murmelnd wieder neben uns. Die Leute im Bus warfen sich schweigend Blicke zu als wollten sie sagen: im Bus setzt man sich auf einen Platz und bleibt gefälligst dort sitzen, sprechen mit sich selber soll man unterlassen und auffällige Kleider und Taschen passen auch nicht.
Drinnen oder draussen, im Zoo oder in der Gesellschaft. Was ist normal?
Bald beginnt die Fasnacht, ein weiteres Mal werde ich mich fragen müssen: wer steckt hinter der Maske, bzw. wer erlaubt sich dank der Maske einige Stunden sich selber zu sein.
Wer bin ich? Im Alltag, im Bus, im Büro, in der Freizeit?
Hoffentlich gelingt es mir immer mehr zu dem Menschen zuwenden, den Gott erschaffen hat, als er mich schuf - egal, was andere über mich denken. Dann bin ich nämlich normal.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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