Weg-Wort vom 10. März 2010
Armutszeugnis
Dene wos guet geit drum geit weni
giengs besser für dass es dene
giengs dene besser besser geit
wos weniger guet geit wos weniger guet geit
was aber nid geit und drum geits o
ohne dasss dene dene nid besser
weniger guet geit wos guet geit"
wos guet geit
Dem unvergessenen Mani Matter gelang es immer, in seinen einzigartigen
Liedern komplexe Zusammenhänge so einfach auszudrücken, dass er von allen
Leuten verstanden wurde.
Auf gut berndütsch sagt er, dass denjenigen, denen es gut geht, besser
ginge, wenn es allen andern auch so gut ginge wie ihnen selbst. Dann hätten
sie keinerlei Gewissensbisse, denn ein gutes Gewissen ist ein sanftes
Ruhekissen, besagt ein gängiges Sprichwort. Vorausgesetzt natürlich, man
macht sich überhaupt ein Gewissen. Für mich sehe ich es so: Nicht alles, was
ich habe, ist das Ergebnis meiner eigenen Anstrengungen, das heisst, ich
habe nicht alles mir selber zu verdanken: das Dach über dem Kopf, Besitz,
Erfolg, Glück. Andere Menschen haben massgeblichen Anteil daran.
In der diesjährigen Fastenopfer Agenda finde ich zum heutigen Tag das
folgende
Sprichwort aus Ghana: Wäscht die rechte Hand die linke, muss auch die linke
die rechte waschen. Wir sagen eine Hand wäscht die andere. Das ist
eigentlich ganz plausibel, denn zum Hände waschen brauche ich sowohl meine
linke als auch meine rechte Hand; dann sind am Ende beide Hände gewaschen.
Ein Sprichwort bringt also mit wenigen Worten den Sachverhalt auf den Punkt.
Ohne Umschweife konfrontiert es uns aber auch: Wir waschen oft einhändig!
Die Menschen im Süden arbeiten vor allem für den reichen Norden. Es sollte
aber ein gegenseitiges Geben und Nehmen sein statt einseitiger Profit der
einen auf Kosten der andern. Das gemeinsame Ziel kann deshalb nur heissen:
Gerechte Preise für die Früchte der Arbeit, also gerechterer Handel zwischen
Europa und den Ländern des Südens. Wir haben es in der Hand, mit unserem
Einkaufs- und Konsumverhalten mitzubestimmen und hinzuarbeiten auf faire
Handelsstrukturen. Mir geht es nämlich besser, wenn es denen besser geht,
denen es nicht so gut geht. Auch wenn ich dafür ein paar Abstriche bei
meinem Leben machen muss.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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