Weg-Wort vom 6. Juli 2007
Gott hat viel Geduld und Liebe (Psalm 103)
In den vielen Seelsorgegesprächen, die ich in der Bahnhofkirche führen darf,
höre ich von Gott und von den Vorstellungen, die die Menschen von Gott
haben. Nicht selten ist da vom eifersüchtig wachenden und bestrafenden Gott
die Rede. Es wird das Bild eines Gottes ohne Geduld und Liebe entfaltet.
Einen solchen Gott kenne ich aber nicht. Und ich schäme mich für alle
Menschen (unter ihnen viele Theologen), die dieses Bild eines Angst
machenden Gottes weitergegeben haben.
Der 103. Psalm, ein grosses Dankgebet, zeichnet ein ganz anderes Bild von
Gott. Da heisst es:
Der Herr ist barmherzig und gnädig,
er hat viel Geduld und viel Liebe.
Er will nicht immer anklagen;
er will nicht ewig nachtragen.
Er verfährt mit uns nicht, wie unsere Taten es verdienen.
Er zahlt uns nicht heim, was unsere Bosheiten wert sind.
Denn so hoch sich der Himmel über die Erde wölbt,
so weit umfängt seine Liebe die, die ihn respektieren. (Ps 103.8-13)
Genau so, wie hier im Psalm, spricht auch Jesus von seinem Vater im Himmel.
Ich bin darum froh. Wir brauchen Gott als diesen Er-Löser. Gott befreit
uns von allem, was die Liebe verunmöglicht. Es liegt ihm daran, dass wir
atmen und leben, dass wir seine geschenkte Liebe weitergeben können.
Respekt vor Gott ja! Angst vor Gott nein! Ich bin dankbar und froh, dass
Gott so viel Geduld und Liebe für uns bereit hat!
Mit freundlichen Grüssen
© Bahnhofkirche
Hauptbahnhof Zürich
Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Susanne Wey
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