Weg-Wort vom 13. August 2008
Von der Leichtigkeit des Seins
Das Wasser fühlte sich im ersten Moment etwas kalt an. Aber dann spürte ich
beim Schwimmen, wie es mich trug, wie es meinen Körper leicht machte. Fast
ohne jede Anstrengung konnte ich mich nach Lust und Laune drehen und wenden.
Ich genoss die Erfrischung und die Leichtigkeit.
Langsam legte sich die Anstrengung des Tages. Mit der körperlichen
Entspannung konnte ich auch alles innerlich Unerledigte und Bedrängende
loslassen. Die Leichtigkeit des Körpers erfasste meinen Geist und meine
Seele.
Als ich dann aus dem Wasser stieg, spürte ich, wie die Schwere meines
Körpers Stufe um Stufe zurückkehrte. Fast hätten mich auch die Gedanken an
die Arbeit wieder eingeholt. Doch ich vermochte sie für eine Weile in der
Fülle des Wassers zurückzulassen.
Manchmal nehmen wir das Leben etwas zu ernst. Wir lassen uns auffressen von
all dem, was ansteht. Da kann sich schon mal eine belastende Schwere über
unseren Alltag legen. Wir sehen dann alles wie durch eine dunkle Brille.
In solchen Situationen hilft mir zum Beispiel die Vorstellung, wie mein
Körper beim Schwimmen im Wasser ganz leicht wird. Ich erhalte so eine
gewisse Distanz zur Schwere. Ich kann dadurch einfacher innerlich loslassen.
Es wird mir leichter ums Herz. Ich kann freier atmen.
Welches sind Ihre Hilfen und unterstützenden Rituale, um die Leichtigkeit in
ihrem Leben wieder hervorzuholen?
Das Wasser, das mich trägt und leicht macht, ist für mich auch ein Sinnbild
für den Glauben: Wer glaubend mit und aus der Botschaft Jesu lebt, der kann
immer wieder leichten Sinnes durchs Leben gehen.
Er weiss, dass er seine Talente nicht vergraben, sondern mit ihnen das
Bestmögliche tun soll (Mt 25,14-30). Ohne sich dabei unnötige Sorgen zu
machen (Mt 6,25-34). Denn er weiss sich in jeder Situation, was auch immer
geschieht, von Gott gehalten und getragen.
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Hauptbahnhof Zürich
Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Susanne Wey
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