Weg-Wort vom 17. Janaur 2012
An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen
Wenn ich einen frage, was er glaube, kann es sein, dass er von einer höheren
Macht zu reden beginnt. Dann redet er davon, wie er sich im Alltag verhält:
"Anständig und fair zu seinen Mitmenschen sein ist besser als am Sonntag in
die Kirche gehen und am Montag den Nachbarn betrügen." Oft gesellen sich
Erlebnisse wie dieses dazu: Ganz fromm sei der Mann gewesen und auch Jemand
im Dorf, trotzdem habe er seine Frau fast täglich geschlagen.
Verständlich, denn Frömmigkeit mit Gewalt zusammen ist kaum auszuhalten.
Viele haben solche Erfahrungen gemacht. Bigotterie lädt nicht ein. Mir tut
das leid, erkennen zu müssen, dass Menschen dort stecken bleiben und im
Widerwillen gegen Frömmigkeit, Kirche oder sogar Gott verharren. Fromm sein
heisst nicht bigott sein, sich kirchlich engagieren heisst nicht andere
betrügen, an Gott glauben heisst nicht andere als Ungläubige zu bezeichnen.
Ich finde es toll, wenn Menschen sich nach den 10 Geboten richten und so
ihren Glauben leben. Schade finde ich, dass ihre Frömmigkeit nicht darüber
hinaus wachsen kann, als ob da eine unsichtbare Angst bestünde bigott zu
werden. Warum sich nicht auf die Suche machen nach der eigenen Frömmigkeit
übers Tun hinaus und sich so befreien aus dem Gefängnis der Vorurteile? Das
würde uns allen gut tun.
Handkehrum gilt es natürlich, dass alle, die sich als fromm bezeichnen und
täglich ihre Gebete verrichten und sonntäglich zur Kirche gehen, ein Leben
führen, das ihrem Glauben entspricht oder zumindest nicht völlig konträr zu
ihm verläuft.
Denn je frömmer einer sich gibt, desto frömmer muss er auch leben. So stehts
schon in der Bergpredigt: "Hütet euch vor den falschen Propheten, die in
Schafspelzen zu euch kommen - darunter aber sind reissende Wölfe! An ihren
Früchten werdet ihr sie erkennen. Lassen sich etwa Trauben ernten von Dornen
oder Feigen von Disteln?" (Matthäus 7,15f)
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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