Weg-Wort vom 26. Oktober 2012
Würde und Glanz
Der Herbst hat Einzug gehalten. Es ist dunkler am Morgen, Nebel schleicht
über Seen und durch Täler.
Wir in der Bahnhofkirche, im Zwischengeschoss, leben mit Klimaanlage und
künstlichem Licht. Vielleicht fällt mir darum Helligkeit und Glanz
besonders auf.
Ein Blick von der Bahnhofkirche auf die Menschen, die die Rolltreppe
benützen. Das Sonnenlicht sehen, das sich auf den Gesichtern spiegelt. Das
tut gut. Manchmal, am Ende eines gelungen Gesprächs sehen wir das Strahlen
auch auf dem Gesicht des Gegenübers, auch wenn das Sonnenlicht nicht bis in
unsere Räume durchdringt. Diese Sekunden des Glücks, des Strahlens geniesse
ich sehr. Sonne und Menschen können mir Körper und Herz erwärmen.
Dieser Glanz gefällt mir. Noch mehr, seitdem ich weiss, dass der hebräische
Begriff "kabod" mit Lichtglanz übersetzt werden kann. In den meisten
Bibelübersetzungen wird "kabod" mit "Herrlichkeit" übersetzt. Dieser
Begriff
ist aber von einer männlichen Sprache geprägt und wird dem Gemeinten nicht
gerecht. Denke ich aber an das Sonnenlicht, das sich auf dem Wasser spiegelt
oder an das Glanzlicht im Gesicht eines Menschen, dann ist "kabod" etwas
ganz anderes.
"Was sind die Menschen, dass du an sie denkst, ein Menschenkind, dass du
nach ihm siehst? Weniger geringer als Gott lässt du sie sein, mit Würde und
Glanz krönst du sie." (Ps 8,5f)
Mit viel Freude sehe ich trotz Nebel und kürzeren Tagen den Lichtglanz, die
Würde der Menschen. Ich lasse mich bezaubern von den frohen, hellen
Momenten, der glänzenden Menschlichkeit Gottes!
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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