Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!

Weg-Wort vom 26. April 2019

Wunder zu verschenken

Unser Sohn und ich haben auf der Insel Spiekeroog Urlaub gemacht. Wir wohnten in einer Ferienanlage mit kleinen Ferienwohnungen. Deutsche Familien mit geringem Budget können dort mit Zuschüssen günstigen Nordseeurlaub verbringen.
Neben uns wohnte eine Mutter mit drei Kindern, die offen davon erzählte, dass sie als Familie wenig Geld zur Verfügung haben. Sie hatten trotz der Hilfe vom Staat für den Urlaub sparen müssen. Sie wollten auf der Insel nicht viel Geld ausgeben, sondern einfach Sand, Wind, Dünen und Ruhe genießen.
Eines Morgens hörten wir von nebenan lautes Geschrei. Aus der Nachbarwohnung roch es verbrannt und dann rannte die Mutter aus der Wohnung und hatte eine zerschmolzene Filterkaffeemaschine in der Hand und brachte sie ins Freie. Sie hatte in der engen Wohnung die Ablagen geputzt und dazu die Kaffeemaschine auf die Seite gestellt – auf die Kochplatte und die war noch heiß.
Die Leiterin der Ferienanlage sagte zu der Familie: Es tut mir wirklich leid, aber sie müssen die Maschine ersetzen. Auf dem Weg zum Strand sagte mein Sohn: Es ist traurig. Sie haben doch so wenig Geld.
Was danach passiert ist, wird mir immer als Wunder, als wirkliches Wunder, als Hilfe vom Himmel gelten. Wir kamen an einem alten Inselhaus vorbei. Davor stand ein Tisch. Auf dem Tisch lag ein Zettel: zu verschenken. Zu verschenken war genauso eine Kaffeemaschine, wie die, die zuvor zerschmolzen war. Wir haben kehrt gemacht und die Kaffeemaschine der Hausleitung und der betroffenen Familie gebracht. Damit ist die Schuld ja wohl beglichen, sagte die Hausleiterin.

Es ist ein einfaches Wunder, aber wir erzählen immer wieder davon, weil es für uns zählt.


Mit freundlichen Grüssen

Ihre Bahnhofkirche


 
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