Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!

Weg-Wort vom 4. August 2020
 

Polarität

In den sozialen Medien beobachte ich, wie in umstrittenen Themen zum Beispiel der Pandemie die Gegensätze zunehmen. Wer eine andere Auffassung vertritt, wird rasch zum Gegner und wahlweise als obrigkeitshörig oder Verschwörungstheoretiker abgestempelt. Schwarz-Weiss-Denken beherrscht die öffentlichen Diskussionen, und hält auch Einzug ins persönliche Umfeld. In zunehmendem Masse gilt ein wenig differenziertes „Entweder – oder“.

Wie anders ist es, wenn wir die Sache mit der Haltung des „Sowohl – als auch“ betrachten. Statt unüberwindlicher Gegensätze würden wir mehr Polaritäten wahrnehmen, die zum Ganzen gehören. Der erste biblische Schöpfungsbericht liefert ein treffendes Bild dafür, wo Gott das Licht von der Dunkelheit scheidet, und damit Tag und Nacht erschafft, die erst miteinander den Wechsel der Zeit bilden.

Östliche Kulturen pflegen das Denken in Polaritäten. Yin und Yang sind auch bei uns populär geworden. Yang steht ursprünglich für die Sonnenseite des Berges und Yin für den Schattenhang. Daraus leiten sich die Yang-Qualitäten ab, das Helle, Harte, Heisse, Aktive und Bewegte, sowie die Yin-Qualitäten, das Dunkle, Weiche, Kühle, Passive und Ruhige. Auch das Weibliche und das Männliche wurden Yin bzw. Yang zugeordnet.

Wieviel verändert sich, wenn wir die Polaritäten anerkennen, in denen sich der Tanz des Lebens entfaltet, anstatt uns wegen vermeintlich trennender Gegensätze zu bekämpfen. In Debatten würden wir alle Bedürfnisse würdigen, das nach Gesundheit und Sicherheit ebenso wie das nach Transparenz und Selbstbestimmung, und gemeinsam würden wir sie alle berücksichtigen.

Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche


Bild von Igor Ovsyannykov auf Pixabay

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