Weg-Wort vom 12. September 2012
Das gefundene Gebet
Meine Frau, Ursula Angst-Vonwiller, hat immer behauptet, Gebete schreiben könne sie nicht.
Wenn sie darum für die Arbeit in ihrer Kirchgemeinde Andachten vorbereiten musste, bat sie
immer mich, thematisch passende Gebete niederzuschreiben.
Und nun habe ich in ihrem Nachlass dieses von ihr handschriftlich verfasste Gebet
gefunden:
"Guten Morgen, mein Gott!
Ich freue mich auf den Tag.
Ich lebe gern, das will ich Dir sagen.
So geht es heute nicht allen.
Darum gib mir strahlende Augen, hilfreiche Hände, aufmerksame Ohren, wärmende Worte,
behutsames Schweigen, einen Blick für das, was zwischen den Zeilen steht und eine
ansteckende Fröhlichkeit.
Schenke mir ein klares Gedächtnis für mein Wohlgefühl heute, damit ich mich erinnere, wenn
ich selbst einmal elend bin.
Zwischen Licht und Dunkel wandern wir alle zu Dir.
Guten Morgen, mein Gott.
Ich lebe gern.
Danke für diesen Tag.
Amen."
Als ich das Gebet zum ersten Mal gelesen habe, sind mir die Tränen gekommen. Es ist so
viel von meiner Frau darin, es ist so authentisch, dass es mir zum Wichtigsten wurde aus
dem Nachlass meiner Frau. Wie ist sie nur auf die Idee gekommen, dass sie keine Gebete
schreiben kann? Wie habe ich ihr das nur glauben können?
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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