Weg-Wort vom 24. Februar 2010
Gebt doch ihr ihnen zu essen!
Ein quirliger, lauter Marktplatz irgendwo auf der Welt. Ein Mann und eine
Frau feilschen lange und laut um den Preis eines Hahns und schauen einander
in die Augen. Schliesslich einigen sie sich und gehen zufrieden nach Hause.
Einmal mehr hat sich der Marktplatz als Ort erwiesen, wo gleichberechtigte
Menschen guten Handel treiben.
Der Weltmarkt ist leider kein solcher Ort. Hier begegnen sich nicht
Produzentinnen und Konsumenten, sondern Makler und Agenten, die das Spiel
der Spekulation spielen. Sie schauen einander dabei nicht in die Augen,
sondern sie beobachten Bildschirme mit den Notierungen von Handelsgütern.
Wenn die Kurven stark ausschlagen, dann sterben Menschen. Irgendwo.
Namenlos.
So beginnt die diesjährige Agenda* der Fastenaktion von Brot für alle und
Fastenopfer unter dem Titel Stoppt den unfairen Handel: Recht auf
Nahrung. Da wird erzählt von Spekulation und vom Pokern um Lebensmittel,
von guten und schlechten Geschäften, von Menschen im Süden und Norden, die
versuchen, den Handel gerechter und damit die Welt ein wenig besser und
gottgefälliger zu machen.
Doña Marta verkauft auf dem Markt die Produkte, die ihr Mann, ein Bauer,
sät und erntet: Gemüse. Mit dem bescheidenen Gewinn können die beiden gerade
so überleben. Wenn Doña Marta jedoch merkt, dass ihr Kunde ärmer ist als
sie, gibt sie ihm eine Handvoll Bohnen oder eine Zwiebel mehr. So etwas
passiert in keinem Supermarkt. Doña Marta geht weiter als der gerechte
Handel.
Gebt doch ihr ihnen zu essen! sagte Jesus zu seinen Jüngern, als die Menge
hungerte (Lk 9,13). Sie verteilten von dem, was sie hatten und siehe, es
reichte für alle. Das möchte uns Jesus mit der wunderbaren Brotvermehrung
sagen:
Im Teilen vermehrt sich das Ganze! Tragt zusammen, was ihr an Einsichten und
gutem Willen habt, was ihr an Begabungen und Ressourcen besitzt. Es wird für
alle reichen. Denn im Engagement derer, die Gott etwas zutrauen, zeigt sich
die Unerschöpflichkeit dessen, der uns ein Leben in Fülle verheissen hat
Im Blick auf die Geschichte Jesu kann die Konsequenz nur sein: Wir lassen
uns mit der Spaltung der Welt nicht abspeisen. Wir geben uns nicht zufrieden
mit dem Un-gleichgewicht der sozialen Verhältnisse. Wir stellen uns auf die
Seite derer, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit und Frieden. (Peter
Neher)
* zu beziehen in jedem Pfarramt
Wir wünschen Ihnen einen guten und gesegneten Tag!
Die Seelsorgenden der Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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