Das Weg-Wort – Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich
Weg-Wort vom 28. September 2021
Beitrag
Ein Dichter ging gerne am Strand spazieren, um sich für sein Schreiben inspirieren zu lassen. Eines Morgens war er wieder am Ufer des Meeres, als er von
Weitem eine Person entdeckte, die sich hin und her bewegte, so als würde sie tanzen. Der Poet lächelte bei der Vorstellung, dass jemand den Strand zum Tanzen nutzt, und er näherte sich neugierig.
Als er herankam, sah er einen Jungen der keineswegs tanzte, sondern sich immer wieder bückte, um irgendetwas aufzuheben und es dann ins Wasser des Ozeans
zu werfen. Als der Dichter beim Jungen angekommen war sprach er ihn an und sagte: «Guten Morgen, darf ich fragen was du da machst?» Der Junge richtete sich auf, blickte dem Mann in die Augen und antwortete: «Ich nehme Seesterne vom Boden und werfe sie ins
Meer.»
Der Poet war verwundert und fragte ihn, warum er das tue. Der Junge erklärte: «Die Sonne wird immer heisser und die Ebbe setzt ein. Wenn ich die Seesterne
nicht ins Meer zurückwerfe, werden sie sterben.» Der Dichter blickte sich um und erwiderte: «Junger Mann, hast du nicht gemerkt, wie weitläufig der Strand hier ist und wie viele Seesterne überall herumliegen? Was macht es für einen Unterschied, wenn ein paar
weniger sterben?» Der Junge hob einen weiteren Seestern auf, hielt ihn dem Mann entgegen und sagte: «Es stimmt, ich kann sie nicht alle retten. Aber für diesen einen hier macht es einen Unterschied.» Und er holte aus und warf den Seestern in die Wellen.
Die schier unüberschaubare Menge an Problemen in der Welt kann mich lähmen und resignieren lassen. Zum Glück gibt es Menschen, die ruhig und beharrlich
ihren Beitrag leisten. Sie sind Vorbilder für mich, setzen Zeichen und wecken Zuversicht, die wir alle nötig haben.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich
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