Weg-Wort vom 20. März 2007
Wo ist Gott, wenn ich ihn brauche? (Psalm 77)
Völlig verweint kommt der kleine Junge zu seinem Grossvater. Was ist denn
los? fragt dieser. Und der kleine Junge erzählt: Wir haben Verstecken
gespielt, aber sie haben mich nicht gesucht! Der Grossvater nimmt den
kleinen Jungen in seine Arme und tröstet ihn: Das ist schlimm! Und dann
sagt er zu ihm: Siehst Du, genau so geht es Gott mit den Menschen. Er hat
sich auch versteckt. Aber niemand sucht ihn! Und wenn ihn jemand sucht, dann
nur in höchster Not, wenn er eigentlich gar keine Zeit zum Suchen hat.
Diese Geschichte ist mir beim Lesen des 77. Psalmes in den Sinn gekommen. Da
sucht in höchster Not ein Mensch Gott und findet ihn nicht: Ich rufe laut
nach Gott. Ich schreie nach Gott, er wird mich hören. Jetzt bin ich in Not,
jetzt suche ich den Herrn; ich strecke unermüdlich meine Hand aus. Ich bin
untröstlich.
Hat Gott vergessen, wie man sich erbarmt? Oder ist sein
Mitgefühl im Zorn erstickt? (Ps 77.2f und 10)
Wo ist Gott, wenn ich ihn brauche?
Am besten ist es wohl, wenn ich kontinuierlich mit Gott lebe. Wenn ich ihn
nicht nur suche, wenn es mir schlecht geht. Wenn ich viele alltägliche gute
Erfahrungen mit ihm gemacht habe und immer wieder neu mache. Dann finde ich
ihn auch in der Not.
Wie findet unser Psalmbeter neue Zuversicht?
Statt Antworten auf seine Fragen kommen ihm Erinnerungen an Gottes Handeln
und Zusagen seines Gottes in den Sinn: Ich rede von deinen bisherigen Taten
Du, der wahre Gott, kannst Wunder tun. (Ps 77.12a und 15b) Und im
Psalmbeter wächst die Überzeugung und Hoffnung, dass Gott kommt, auf ihn
zukommt und hilft. Gott wird sich seiner annehmen, so wie Mose und Aaron in
Gottes Auftrag sich seines Volkes angenommen haben!
Mit freundlichen Grüssen
© Bahnhofkirche
Hauptbahnhof Zürich
Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Susanne Wey