Weg-Wort vom 23. Mai 2013
Ankern
So viel Mobilität, Flexibilität und noch weitere "Bilitäten" sind von uns
gefordert, dass es oft billiger käme, wir täten weniger. Es heisst ja schon
"Wer rastet, der rostet", aber wer immer in Bewegung ist, der hat weder
Standort noch Standpunkt und jede Eile, braucht seine Weile, meint ein
anderes Sprichwort. Bei aller Bewegungstollheit, wie und wo geben wir uns
die Möglichkeit, Boden zu gewinnen, oder zu ankern, auszuruhen.
Kein Usain Bolt reiht nonstop einen 100m-Sprint an den andern, kein Heile
Gebrselassie läuft einen Marathon nach dem andern. Alle brauchen
zwischendurch eine Pause. Pausen tun gut, und wo mache ich sie? Wo ankere
ich, dass Erholung und Orientierung zusammenfinden?
Wenn Schiffe in ihren Bestimmungshafen einlaufen, dann gehen sie vor Anker,
um ihre Ladung zu löschen und neue aufzunehmen. Klar geht das heute
schneller als früher. Aber niemand kommt auf die Idee einem vollbeladenen
Schiff noch eine Ladung draufzuhauen. Nur wir meinen, wir könnten das.
Darum: Wo machen wir unsere Pausen, wo gehen wir vor Anker und löschen
unsere Ladung, damit wir bereit sind Neues aufzunehmen und neue Ziele
anzupeilen.
"Und in der Frühe, als es noch finster war, stand Jesus auf, ging hinaus und
begab sich an einen einsamen Ort, und dort betete er."
Selbst er brauchte Momente, an denen er seinen Anker auswerfen, Altes
ablegen und Kraft für Neues tanken konnte. Er wusste zu ankern, wo Ruhe
finden, wo seine Ladung löschen und wo tanken. Er wusste es. Und wir? Wir
wissen es doch auch. Gönnen Sie sich einen Halt, wo Sie ankern können,
angesammelte Last löschen und neue Kraft schöpfen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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