Das Weg-Wort Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 25. Februar 2015
Du siehst viel jünger aus, als du bist
Vor kurzem habe ich mit meiner Frau einen Winterspaziergang um den Türlersee
gemacht. Unterwegs hat uns ein älterer Herr mit langen weissen Locken
angesprochen und in ein Gespräch verwickelt. Und ziemlich unvermittelt ist
die Rede auf unser Alter gekommen. Er sei zwar im Pensionsalter, meinte der
Mann, aber beruflich noch aktiv und fühle sich noch nicht alt. Sein Onkel
sei 95, aber immer noch rüstig. Ja, ihn könne man alt nennen. Wir seien noch
nicht alt, meine Frau sehe doch so viel jünger aus als sie wirklich sei.
Warum sollen wir eigentlich jünger aussehen, als wir sind? Warum kann man,
wenn man einer Frau ein Kompliment machen will, nicht einfach sagen: Du
siehst gut aus? Warum heisst für uns gut aussehen so viel wie jung
aussehen?
Wie recht hat doch Karl Dall, wenn er sagt: Man wird alt, wenn die Leute
sagen, dass man noch jung aussieht. Mir selber ist mein zunehmendes Alter
zum ersten Mal schlagartig bewusst geworden, als mir im Tram ein
freundlicher Jugendlicher seinen Sitzplatz angeboten hat.
Warum haben wir eigentlich solche Mühe mit dem Älterwerden? Im Grunde haben
die Menschen nur zwei Wünsche: Alt zu werden und dabei jung zu bleiben
(Peter Bamm). Mit jung meinen wir weltoffen, glücklich, noch am Leben.
Aber auch später zählen diese Werte noch: Selbstverständlich möchte auch ich
noch in der Welt sein, am gesellschaftlichen und kulturellen Geschehen
teilnehmen, Neues entdecken. Schön, wenn man mich noch rüstig findet trotz
meiner Runzeln, Altersflecken und Rückenbeschwerden. Schön, wenn ich im
vorgerückten Alter noch aktiv sein und etwas Nützliches tun darf. Aber man
soll mir die Lebensjahre, die ich auf dem Buckel habe, ruhig ansehen. Ich
bin zufrieden mit meinem bisherigen Leben und dankbar für mein jetziges
Alter.
Und falls ich einmal wirklich alt und pflegebedürftig werden sollte? Dann
hoffe ich, dass mich Gott, der Herr des Lebens bald und gnädig abberufen
wird.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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