Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich
Weg-Wort vom 1. November 2021
Gewiss
Wo sind die Menschen, die vor uns gestorben sind?
Was wird sein, wenn wir tot sind?
Der Monat November konfrontiert uns mit seiner Stimmung und seinen Feiertagen Allerheiligen, Allerseelen, und Ewigkeitssonntag mit dem Ungewissen. Gewiss ist nur, dass wir alle sterben müssen, was danach kommt ist ungewiss.
Niemand, der gestorben war, ist zurückgekommen und konnte erzählen, wie es sein wird, wenn wir tot sind. Der biblische Lazarus gibt keine Auskunft, ob er etwas gesehen
und erfahren hat in den Tagen, als er tot war. Alle Bemühungen hinter den grossen Vorhang zu schauen, alle Versuche mit Tricks Gewissheit zu erlangen, sind vergebens.
Wir Menschen machen Erfahrungen mit dem Sterben durch den Tod von Angehörigen, wir setzen uns mit dem Tod durch Abschiedsrituale und Grabpflege auseinander, wir
versuchen dem Ungewissen etwas entgegen zu setzen.
Kleine Kinder, die mit ihren Eltern zu einem Urlaubsort reisen, den die Eltern ausgesucht haben, erleben so eine Ungewissheit, die sich in Fragen ausdrückt wie:
«Wo fahren wir hin?», «Wer kommt mit?», «Wann sind wir da?», «Wie lange noch?». Die Auskünfte, die Eltern, meist etwas hilflos erteilen, nämlich – «Wir sind bald da!», «Es ist nicht mehr weit!» – übersteigen das kindliche Vorstellungsvermögen. Sicherheit gibt
das Wissen, dass Mama und Papa dabei sind und dass es dann schon gut sein wird.
Christliche Zuversicht speist sich nicht aus dem Versuch hinter den Vorhang zu linsen, sondern aus dem Vertrauen auf den, dem Generationen vor uns schon ihr Leben
und ihr Sterben anvertraut haben, der heute mit uns geht und der mit uns durch den Tod geht: Jesus Christus, gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.
© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich