Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 3. Dezember 2018
Durch mich in die Welt
Wäre Christus tausendmal in Bethlehem geboren,
und nicht in Dir: Du bliebest doch in alle Ewigkeit verloren.
In jeder Adventszeit begegnet mir dieses Zitat von Angelus Silesius und reizt mich zum Widerspruch. Ich kann dem Autor nicht mehr widersprechen, aber all denen, die diesem Zitat zustimmen, indem sie es als Beitrag zur Weihnachtszeit verwenden.
Maria hat Jesus nicht in sich geboren, sie hat Jesus in sich empfangen, so wie jedes Kind in einer Frau empfangen wird, egal ob vom heiligen Geist oder von einem menschlichen Vater. Dieses Empfangen und sich darüber freuen ist der leichte Teil.
Schwanger sein und Gebären, das kostet etwas und je nach Lebensumständen, Schwangerschaftsverlauf und Geburt, mehr oder weniger. Ich rede nicht einfach vom Geld – das auch – doch Schwangerschaft kostet mehr. Übelkeit, Müdigkeit, Ängste, schlechter Schlaf und Rückenschmerzen wechseln sich ab mit Vorfreude, Hoffnung und Vorbereitung. Eine Geburt bedeutet Schmerz, manchmal stundenlangen. Manche Frau fragt sich mittendrin, warum sie sich darauf eingelassen hat zu empfangen. Jede Geburt ist ein Sprung über das Grab. Wenn das Kind mitten im Schmerz auf die Welt kommt, ist die Freude gross, auch wegen allem, was man auf sich genommen hat.
Lieber Angelus Silesius, Maria war schwanger mit dem Gotteskind, sie hat es in Bethlehem auf die Welt gebracht. Jesus zu empfangen macht froh, ihn in Wort und Tat in dieser Welt zu verkündigen ist oft «eine schwere Geburt», aber damit teilt man die Nachricht, dass wir nicht verloren sind.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche

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