Weg-Wort vom 29. Januar 2013
Wunder gibt es, wo es Vertrauen gibt
Da kommt jemand in die Seelsorge, der sich Sorgen macht um seinen Sohn oder um seine
Tochter. Alle Fürsorge und alles Kümmern kommen an eine Grenze. Der Kontakt ist abgerissen
oder ganz dünn geworden. Der letzte Anruf kam vor zwei Monaten.
Und dieser Mensch hört im Lauf des Gespräches die Worte:
All eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch.
Da geschieht das Wunder bei diesem Menschen, dass er sich innerlich befreit fühlt, dass er
erleichtert wieder hinausgeht. Er kann etwas abgeben von seiner Sorge und kann sagen.
"Nun, lieber Gott, sieh du zu."
Oder jemand hört in der Seelsorge die Worte Jesu zur Versöhnung:
Sündigt dein Bruder an dir, so gehe hin und weise ihn zurecht zwischen dir und ihm allein.
Hört er auf Dich, so hast du einen Bruder gewonnen, hört er nicht auf dich, so nimm noch
einen oder zwei zu dir, damit jede Sache durch den Mund von zwei oder drei Zeugen
bestätigt werde. Hört er auf die nicht, so sage es der Gemeinde, hört er auch auf die
Gemeinde nicht, so sei er für dich wie ein Heide und Zöllner.
Dann kommt dieser Mann zwei Monate später und berichtet: "Sie werden es mir nicht
glauben, aber diese Worte habe ich mitgenommen und in diesem schwierigen jahrelangen
Konfliktfall habe ich es genauso gemacht, wie Jesus gesagt hat. Zuerst habe ich mit ihm
alleine gesprochen, dann zwei dazu genommen, und sie werden es nicht glauben, es kam zu
einem neuen Anfang."
Das Vertrauen auf diese Worte kann Wunder bewirken. Freilich, es bleiben Wunder. Es gibt
keine Garantie dafür. Das Vertrauen auf solche Worte zu setzen, heisst immer auch ein
Risiko eingehen. Aber so ist es: Nicht durch Kontrolle erfüllt sich unser Leben. Nicht
durch Kontrolle bekommt es seinen Sinn, sondern durch solche Wunder - und Wunder gibt es,
wo es Vertrauen gibt.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich
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