Weg-Wort vom 21. Februar 2011
Liebesbeziehung
Die beiden sitzen mir gegenüber. Sie halten sich an der Hand. Und im Lauf des Gespräches
schauen sie sich immer wieder an. Ich müsste blind sein, um nicht zu erkennen, wie
verliebt sie sind. Ja sogar wenn ich blind wäre, würde ich atmosphärisch das Knistern
ihrer Verliebtheit wahrnehmen.
Im Erleben dieser Verliebtheit wird für mich vieles klar über meine Beziehung zu Gott. Die
Liebesbeziehung zu Gott, die ich pflege, hat auch solche Merkmale der Verliebtheit. Ich
will gut für ihn sein. Nichts soll zwischen mir und ihm stehen. Und wenn sich etwas
dazwischen schiebt, dann suche ich Wege, das weg zu räumen, um ja nicht von ihm getrennt
zu werden.
Aber schiebt sich da nicht mein Bild von Gott zwischen ihn und mich? Mache ich da Gott
nicht klein, wenn ich mich ihm nicht so zumute, wie ich bin? Er ist doch kein
„Erbsen-Zähler-Gott“?
Und ist es nicht auch manchmal Gott, der mich überrascht? Der ganz anders ist, als ich es
gerne hätte? Der mich fordert, mir manches Mal Dinge zum Tragen gibt, an denen ich fast zu
Grunde gehe?
Wenn die Beziehung zu Gott eine wirkliche Liebesbeziehung ist, dann soll sie auch
belastbar sein. Dann bleiben wir auch zusammen und vertrauen einander, wenn „Sand im
Getriebe“ ist, wenn es schwer wird. Und das Beste, das wir dann tun können, ist, sich
einander zu erklären, miteinander zu reden.
Das gilt für unsere Liebensbeziehung zu Gott gleich wie zum anderen Menschen, bei dem uns
ganz flau im Magen wird.
Und sollte die Liebe schwinden, auch dann gilt das Gleiche: sich einander erklären,
miteinander reden, sich erinnern an den zauberhaften Anfang und neue Gründe für die Liebe
suchen. Die guten Erfahrungen werden uns da helfen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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