Ich glaub an…
In der lutherischen Kirche, in der ich groß geworden bin, haben wir vor unserer Konfirmation das Apostolische Glaubensbekenntnis auswendig gelernt. Wir haben es in unserem Konfirmationsgottesdienst als aufgeregte, aber auch entschlossene Vierzehnjährige vor der Gemeinde gesagt. Danach wurden wir konfirmiert.
In jedem Gottesdienst habe ich das Glaubensbekenntnis nach der Lesung des Evangeliums im Stehen mit den anderen Christen laut gesprochen. Ich habe gleichzeitig geredet und gehört, gegeben und empfangen. Die anderen haben meinen Glauben stark gemacht und ich, so hoffe ich, ihren. Auch Gott hat an jedem Sonntag gehört, dass ich mich zu ihm bekenne.
Die Sprache des Glaubensbekenntnisses ist steif, es sind Formulierungen theologisch gelehrter Menschen, die lange vor uns gelebt haben. Ihnen ging es um die Bewahrung des Wesentlichen, um einen gemeinsamen Nenner und Korrektheit, nicht um Schönheit der Sprache.
Trotzdem haben sie damit erreicht, was sie wollten. Sie haben uns eine inhaltliche Verbindung für alle Kirchen der westlichen Welt geschenkt. Wir streiten uns über Details, über Basics streiten wir nicht. Die christliche Grossfamilie pflegt sozusagen eine eigene, gemeinsame Sprache, auch wenn jeder Teil der Sippe ein wenig anders damit umgeht. Bei einem Teil der grossen Verwandtschaft hängt der Text – bildlich gesprochen – als Urkunde an der Wand, andere benutzen ihn zu besonderen Festtagen und andere an jedem Sonntag.
Wie in jeder grossen Familie rümpft man auch mal die Nase über die Verwandtschaft, trotzdem weiss man, dass man gemeinsam zur «Gemeinschaft der Heiligen» gehört, wie es der dritte Teil des Glaubensbekenntnisses sagt.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
