Weg-Wort vom 15. Juni 2007
Sich stets einen neuen Anfang schenken lassen
Was kann an einem Tag schon dran sein,
der mit dem Aufstehen anfängt! hat ein Spöttler gemeint. Aber wir alle
haben es schon geschafft, das Aufstehen! Bereits stehen wir der Tatsache,
dass wir aus der Wohligkeit der Nachtruhe vertrieben wurden, gelassener
gegenüber.
Begrüssen wir ihn, den neuen Tag! Seien wir nett zu ihm. So ein Tag hats
auch nicht leicht. Immer soll er neu anfangen und stets Erfreuliches bereit
halten. Wenn wir in unser Leben blicken: wer kann das schon - ganz neu
anfangen! Mir fällt es manchmal schwer unter eine Geschichte einen Strich zu
ziehen, über das hinwegzukommen, was mich ärgert oder wurmt. Es ist nicht
immer einfach, einen Fehler zuzugeben und die nötigen Konsequenzen zu
ziehen. Auch verzeihen oder sich entschuldigen können einem mitunter viel
abverlangen. Und doch ist gerade dies notwendig für unser Wohlbefinden im
täglichen Miteinander.
Ein neuer Tag, ein neuer Anfang. Wie oft kann eigentlich neu begonnen
werden? Irgendwann geht doch der Atem aus. Einmal ist es doch genug. Auch
Petrus, den wir aus dem Evangelium kennen, hat es anstrengend empfunden,
immer wieder ungute Erfahrungen hinter sich zu lassen und neu zu beginnen.
Mit dieser Not gelangt er an Jesus und fragt ihn, wie oft er dem Andern
verzeihen müsse siebenmal vielleicht? Dabei kommt er sich bereits sehr
grosszügig vor. Jesus aber erwidert ihm: Nicht siebenmal, sondern
siebzigmal siebenmal! Das heisst: immer wieder. Er sagt das im Wissen, dass
Gott selber immer wieder einen neuen Anfang ermöglicht und seine Liebe alle
Grenzen übersteigt.
Diese Zusage von Gottes unverbrauchbarer Liebe gilt auch uns jeden Tag
neu.
Deshalb kann an einem Tag, der mit dem Aufstehen beginnt, sehr viel drin
sein: ein neuer Anfang! Ein Geschenk an uns alle.
© Bahnhofkirche
Hauptbahnhof Zürich
www.bahnhofkirche.ch
Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Susanne Wey
Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche