Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 5. August 2020
Weiblich und männlich
Im Weg-Wort gestern wurde das Yin und Yang beschrieben. Es ist üblich, dass auch die Geschlechter in diese Polarität eingeordnet werden, dass das Weibliche dem Yin, also dem Dunkeln, Weichen, Passiven, Empfangenden zugeordnet wird, und das Männliche dem Yang, dem Hellen, Harten, Aktiven, Durchdringenden. Das entspricht auf den ersten Blick den Geschlechter-Vorstellungen, die wir aus unserem eigenen Kulturkreis kennen.
Gegen die Geschlechter-Klischees und Rollenzuschreibungen wehren sich heute junge Menschen. Sie wollen nicht nur mit einer Seite identifiziert werden und entdecken in sich ebenfalls die anderen Qualitäten. Wie lange wurden solche Wahrnehmungen verleugnet, und wieviel Unheil wurde dadurch in Erziehung und Gesellschaft angerichtet. Buben wurden für ihre Tränen verlacht, konnten ihre weichen, empfindsamen und empfangenden Seiten nicht entwickeln. Und Mädchen wurden schief angeschaut für ihre klaren, wilden und fordernden Verhaltensweisen. Gesellschaftliche Rollen und Bewertungen wurden mit den alten Geschlechter-Vorstellungen zementiert.
Das Taijitu, das kreisförmige Symbol mit den beiden geschwungenen hellen und dunklen Flächen, beinhaltet in jedem Teil einen Punkt der anderen Farbe. So finden wir Menschen in uns alle Qualitäten, die weiblichen und die männlichen – die wir in Zukunft besser Yin- und Yang-Qualitäten nennen sollten. Innerhalb der Polarität können wir uns bewegen und brauchen keinen Teil von uns mehr zu verstecken. Auch unsere Vorstellung von Gott wäre nicht ganz, würden wir ihn nur als männlich, als Vater ansehen. Sie ist die liebevolle unbewegte Bewegende, in der sich der Tanz der Polaritäten abspielt.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
Bild von Igor Ovsyannykov auf Pixabay
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