Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!

 

Weg-Wort vom 13. September 2018

Alles hat seine Zeit

 

Anfang August wollte ich ein Badekleid kaufen. Ich fragte die nette Verkäuferin, ob es von einem bestimmten Modell noch andere Grössen habe. Sie schaut mich entsetzt an und sagt mir, dass ich viel zu spät sei, sie hätten seit Februar Bademoden und jetzt seien bereits die Wintermäntel ausgestellt weiter vorne. Aha, also keine Badehose dieses Jahr. Ich war zu spät an diesem heissen Augusttag.

Wir sind es gewohnt, Jubiläen zu feiern, zum silbernen und zur goldenen Hochzeit, runde Geburtstage und so weiter. Wenn wir jung sind, haben wir das ganze Leben vor uns, unsere Gedanken sind in der Zukunft. In der Lebensmitte sind die grossen Fragen, was wir erreicht haben und was noch zu erreichen ist. Später fragen wir uns: Was vermisse ich, was möchte ich noch erleben?

 

Im Buddhismus wird uns gesagt, dass das Leben ein Prozess ist, „es ist was es ist“, sagte einst Buddha. Alles ist für`s jetzt, nichts für ewig. Lernen in der Gegenwart zu leben, den Wert des Moments erfassen, das könnte Erfüllung sein.

Im August Badehose, im Dezember Wintermantel, das wäre für mich so etwas wie in der Gegenwart leben. Zuviel verlangt?

Was der Unterschied sei zu 25 oder 60 Ehejahren, wurde eine Frau gefragt. Sie meinte nur: Nach 25 Jahren sagte ich mir, es war gar nicht so schlecht, es könnte so weitergehen. Mit 60 Jahren dachte ich eigentlich es sei vorbei, deshalb entschied ich mich zu bleiben. Was lustig tönt hat eine Weisheit: Nicht nur rückwärts oder vorwärts schauen, in der Gegenwart leben, denn das Leben ist was es ist und alles hat seine Zeit.

Den Markt durchbrechen könne wir aber mit dieser Haltung nicht, die Badehosen kommen wieder im Februar, schon bald ist das Weihnachtsgebäck im Gestell und die Tulpen erhellen den Winterblues. Das ist auch nicht wichtig. Wichtig ist nur, wo sind meine Gedanken und Gefühle heute, wer bin ich in diesem Moment. Alles hat seine Zeit – und das steht übrigens schon in der Bibel.

 

 

Mit freundlichen Grüssen

 

Ihre Bahnhofkirche

 

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