Weg-Wort vom 22. Juli 2008
Mit Gott verbunden
Vielen Menschen ist die Vorstellung, mit Gott verbunden zu sein, unangenehm.
Sie sagen: Sind wir denn nur Marionetten? An Fäden geführt? Ohne eigenen
Willen und eigene Freiheit? Was ist das für eine Erlösung, die uns nur
wieder neu anbindet?
Wenn beim Propheten Jesaja im ersten Testament von einer Erlösung durch Gott
gesprochen wird, dann ist das eine Anspielung des Propheten auf die damalige
Pflicht, einen Verwandten aus der Schuldsklaverei freizukaufen. Gott hat uns
aus Sklaverei, sprich aus falschen Zielsetzungen und Abhängigkeiten
befreit. Sein Entwurf von uns sieht Schönheitswahn, Sucht und Unterdrückung
nicht vor.
Aber etwas muss uns halten, wenn wir nicht ins uferlose Nichts stürzen
sollen. Gott hält uns mit seiner Liebe. Gott hält die Verbindung. Ein
dehnbares, strapazierfähiges, flexibles und haltbares Band. Gott führt uns
nicht wie Marionetten an Fäden, sondern mit einer Liebe, die alles erträgt
und verzeihen kann (1 Kor 13). Für Freiheit bleibt da genug Raum. Auch für
unsere Verantwortung. Denn die Verbindung zu Gott in der Taufe, wie Christus
sie seinen Freundinnen und Freunden auftrug, nimmt uns z. B. nicht ab, im
Strassenverkehr trotzdem die Augen aufzuhalten.
Wir sind mit Gott in Liebe verbunden. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen,
dass im Deutschen da ein Wortspiel möglich ist? Wir sind verbunden, wenn wir
in Beziehung stehen. Aber eine Wunde wird mit einem Verband verbunden.
Vielleicht ist ja diese Assoziation erlaubt: Gott verbindet den Riss, der
uns von ihm trennt. Seine Liebe heilt die Wunde. Christus ist Gottes Verband
in des Wortes doppelter Bedeutung. Gottes Plan für uns ist, wie Christus
ganz Mensch zu werden. Ein ganzer Mensch ist kein fehlerfreier Mensch. Auch
Jesus war nicht perfekt. Er konnte zornig werden, sich irren und sich Feinde
schaffen. Das geht wohl nicht anders, wenn man das Leben wagen will. Aber in
allem war Christus ein Liebender, der sich Gott völlig anvertraute. Dein
Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. So lehrte er uns beten. Diesen
Weg wollen wir gehen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
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