Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 31. Dezember 2020
Herzensanliegen
Das Jahresende lädt dazu ein, auf die vergangenen 365 Tage Rückschau zu halten und auch, sich für das kommende Jahr ein paar gute Vorsätze mit auf den Weg zu geben. Mit den Vorsätzen ist das so eine Sache, oft
verlaufen sie wieder im Sand und gehen in der Geschäftigkeit des Alltags unter. Nicht umsonst sagt ein Sprichwort: «Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert.» Da fällt mir ein Gleichnis ein, das Jesus damals den Hohenpriestern und Ältesten im Tempel
erzählte:
«Was meint ihr? Ein Mann hatte zwei Söhne. Er ging zum ersten und sagte: Mein Kind, geh und arbeite heute im Weinberg! Er antwortete: Ich will nicht. Später aber reute es ihn und er ging hinaus. Da wandte er
sich an den zweiten und sagte zu ihm dasselbe. Dieser antwortete: Ja, Herr – und ging nicht hin. Wer von den beiden hat den Willen seines Vaters erfüllt? Sie antworteten: Der erste.»
Der zweite Sohn ist wie einer, der sich einen Vorsatz vornimmt, weil es von ihm erwartet wird. Aber dann scheitert er aus irgendwelchen Gründen daran. Der erste Sohn hingegen weigert sich zuerst und scheint
keine fremden Erwartungen erfüllen zu wollen. Später bemerkt er eine andere Stimme in sich, die es ihm erlaubt, von Herzen Ja zu sagen.
So wünsche ich Ihnen für diesen Jahreswechsel, dass Sie die Vorsätze beiseitelassen, die sich auf Erwartungen von anderen beziehen – und wenn wir genau hinschauen, sind das zumeist die Mehrzahl. Und ich wünsche
Ihnen ein offenes Ohr für Sie selbst, damit Ihr Weg ins neue Jahr mit Ihren Herzensanliegen gepflastert sein möge.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
Bild von Ulrike Leone auf Pixabay
© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich