Weg-Wort vom 29. Januar 2007
Gott bricht nie mit uns (Psalm 65)
Gott kann mich gar nicht lieben. Ich habe so viel falsch gemacht in meinem
Leben. Nein! Meine Chancen bei ihm habe ich vertan! Mit diesen Sätzen endet
eine Lebensbeichte. Und dann schaut der Mensch mich fragend an und sagt:
Was meinen Sie? Habe ich trotzdem noch eine Chance bei Gott?
Mir kommen Worte aus dem ersten Teil des 65. Psalms in den Sinn: Wir haben
uns in schwere Schuld verstrickt; wenn unsere Verfehlungen zu gross werden,
du kannst sie löschen. (Psalm 65.4) Davon bin auch ich überzeugt: Gott hält
bei uns aus. Er verlässt uns nicht, auch und gerade dann nicht, wenn wir
Schuld auf uns geladen haben.
Gott entlässt uns nicht aus seiner Liebe. Vielmehr will er uns mit seiner
Lieben immer wieder in Anspruch nehmen, dass wir selber wieder auf dem Pfad
der Liebe gehen. Die Voraussetzung dazu ist, dass wir unserer Situation
selbst bewusst werden, dass wir einsehen, wie es um uns bestellt ist, dass
wir offen unserem Sein und Leben ins Auge schauen. Denn genau da tun sich
die anderen, die besseren, die guten Wege auf. Und wir können erkennen, dass
wir nicht verloren sind, obwohl so viel in unserem Leben schief gelaufen
ist. Wir fallen nie tiefer als in Gottes Hand!
Gott bricht nie mit uns! Vielmehr schenkt er uns immer wieder neue Chancen,
will er uns immer wieder neu in Anspruch nehmen. Du bist treu; deine
Antwort lässt uns freudig erschrecken. Du bist der Gott, der uns hilft!
(Psalm 65.6)
Und ganz besonders deutlich wird uns dieser Beistand Gottes im Segen, den
uns die Natur immer wieder schenkt in Form von Lebensmöglichkeiten und
Früchten. Davon handelt dann der zweite Teil des Psalmes.
© Bahnhofkirche
Hauptbahnhof Zürich
Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Hans-Ruedi Rüfenacht