Abraham und ich
Wir sind gewohnt zu handeln, Hand anzulegen, zu agieren. Anstehendes wird sofort erledigt. Das ist gut so und oft auch nötig. Aber nicht immer ist sofort auch richtig.
Was wäre geschehen, wenn Abraham sofort gehandelt hätte und seinen Sohn Isaak umgebracht hätte? Abraham war im Stress, das ist verständlich. Er bekam ja den Auftrag seinen Sohn, der ihm erst im hohen Alter geschenkt wurde, zu opfern. Abraham, als treuer Diener Gottes, war bereit, dies zu tun. Aber, Abraham überstürzte nichts. Er sammelte Holz und ging mit seinem Sohn auf den Berg. Dort bereitete er einen Altar, band seinen Sohn darauf und wollte ihn opfern. Aber er blieb ruhig dabei.
Heute würden wir sagen, das sei unsinnig, blödsinnig, unnötig, falsch. Aus menschlicher Sicht verständlich. Das willkürliche Ausschlössen eines Lebens ist immer unsinnig und durch nichts zu rechtfertigen. Aber bei der Geschichte von Abraham geht es um etwas anderes: Abraham verlor auch im Stress die Nerven nicht, er handelte nicht überstürzt, er blieb ein Hörender. So verpasste er die Stimme des Engels nicht, der ihm Einhalt gebot. Dieses Hören seines Vaters rettete Isaak das Leben.
Zuerst Denken und dann Handeln, heisst ein Sprichwort. Wir können dies noch abwandeln: Zuerst Hören, dann handeln. Hören auf meine innere Stimme, mein Gewissen, hören auf Menschen, die mir nahe stehen und mir einen guten Rat geben können.
Abraham war und blieb ein Hörender. Werden wir immer mehr wie Abraham, Hörende, die zu Gott sagen: Hier bin ich. Dann gilt auch uns der Zuspruch des Engels: Ich will dich segnen.
Und: Wie entlastend zuerst hören zu dürfen, bevor wir handeln müssen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
Ökumenische Bahnhofkirche