Weg-Wort vom 30. Januar 2009
Hinsehen
Der Wahrheit ins Auge sehen der Wahrheit ins Auge sehen können, es
auszuhalten - eigentlich haben wir diesen Anspruch an uns, fast alle von uns
wünschen sich diese Fähigkeit.
Der Wahrheit ins Auge sehen das ist aber eine Kunst, die wir mit grosser
Anstrengung einüben müssen. Denn es ist manchmal einfacher, die Augen vor
der Wahrheit zu verschliessen, sich blind zu stellen.
Da geht es uns nicht besser als den Freundinnen und Freunden von Jesus. Sie
können, sie wollen nicht verstehen, was er ihnen zu sagen hat. Sie müssen
sich dagegen wehren, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Denn das können sie
nicht aushalten: den Gedanken, dass der Weg nach Jerusalem der Weg in den
Tod sein muss. Haben sie doch alles aufgegeben, um mit Jesus zu gehen, um
bei ihm zu sein, ihm nahe. Haben sie doch in dieser ganzen Zeit mit Jesus so
viel gespürt von der Mensch-gewordenen Liebe Gottes. Das Leben hat für sie
neu begonnen. Das kann und darf nicht zu Ende gehen. Und schon gar nicht so,
wie Jesus es ankündigt: überantwortet den Heiden, verspottet, misshandelt,
angespuckt, gegeisselt und getötet.
Es kann nicht sein, was nicht sein darf!
Und dann kommt dieser Blinde zu Jesus. Der Evangelist erzählt es gerade nach
der Ankündigung des Leidens und Sterbens Jesus (Lk 18.31-43). Der Blinde
klammert sich an das, was er von Jesus gehört hat. Diesen Jesus ruft er an,
nicht ins Leere schreit er. Sein Ruf ist gleichzeitig das Greifen nach dem
Strohhalm in tiefster Not. Und Jesus macht den Blinden sehend und der folgt
ihm nach. So wird der Blinde zum Glaubensbeispiel. Sehend gibt es für ihn
nur einen Weg, das Leben zu ergreifen, den Weg Jesu. Jesus schenkt die Kraft
und den Mut zum Sehen. Denn von ihm sehend gemacht zu werden, nimmt uns in
die Gottesliebe hinein. Von dieser Gottesliebe umfasst, können wir beginnen,
der Wahrheit ins Auge zu sehen. Wir dürfen es immer wieder neu lernen. Und
das wird unser Leben miteinander und füreinander verändern. So wirkt und
lebt Gottes Liebe mitten unter uns.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Susanne Wey, Beat Schlauri
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