Weg-Wort vom 19. April 2010
Sorgen (Mehrzahl)
Von einem sorgenlosen Leben mögen wir zwar träumen. Tatsache aber ist, dass
uns immer irgendwelche Sorgen plagen. Sie scheinen zu unserem Leben
hinzuzugehören. Ich kann mich wenigstens nicht erinnern, dass Gott mir ein
sorgenloses Leben versprochen hat.
Vom Rabbi gibt es eine wunderschöne Geschichte dazu. Über Jahre hinweg hat
er einen Schüler zum Rabbi ausgebildet. Nun entlässt er ihn auf seinen
eigenen Weg und wünscht ihm: Mögest Du immer viele Sorgen haben!
Der Schüler ist empört und meint: Aber, Rabbi, wie könnt ihr mir so etwas
wünschen? Darauf der Rabbi: Wenn man viele Sorgen hat, ist man gewöhnlich
gesund. Der Kranke hat nur eine Sorge: nämlich wieder gesund zu werden!
Eine gute Geschichte! Ich schaue in mein Leben. Und tatsächlich: Am
schlechtesten ging es mir, als mich immer nur eine Sorge plagte! Zum
Beispiel als ich damals meiner Freundin einen Heiratsantrag machte! Ob sie
Ja sagen wird, hat mich beinahe umgetrieben.
Oder damals als der Urologe mir eröffnete, dass ich Blasenkrebs habe. Das
war eine furchtbare Zeit bis zur Operation und dann die zehn Jahre danach
bei jeder Blasenspiegelung.
Der Rabbi hat recht. Wenn uns nur eine Sorge plagt, dann geht es uns
wirklich schlecht. Wenn wir aber viele Sorgen haben, dann sind wir mitten im
prallen Leben drin.
Und übrigens: Neue Forschungen haben gezeigt, dass 92 Prozent unserer Sorgen
völlig überflüssig sind, weil sie sich auf etwas beziehen, das entweder
niemals eintrifft oder unabänderlich ist.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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