Weg-Wort vom 6. Oktober 2010
Gift und Gegengift
Eine Schlange kommt zu einer anderen zu Besuch. Nach einer Weile fragt sie:
Du, sag mal, sind wir eigentlich giftig? Na klar. Aber warum fragst
du? Ähm, ich habe mir gerade auf die Zunge gebissen!
Dieser Witz hat eine überraschende Pointe. Der Biss einer Giftschlange ist
gefährlich, ja er kann sogar tödlich sein. Denn er lähmt das zentrale
Nervensystem und schaltet damit alle wichtigen Körperfunktionen aus, sofern
nicht rechtzeitig ein Gegengift gespritzt wird. Aber in obigem Witz hat die
Schlange Angst vor ihrem eigenen Gift.
Rette mich, Herr, vor bösen Menschen, vor gewalttätigen Leuten schütze
mich! Sie haben spitze Zungen wie die Schlangen, und hinter den Lippen Gift
wie die Nattern. (Ps 140,2.4)
Mit diesem Klagelied wendet sich ein Mensch an Gott. Überzeugt, dass Gott
ein Anwalt der Armen und Geplagten ist, schleudert er ihm seinen Hilferuf
entgegen. Er vertraut ihm: Du bist mein Gott
, meine starke Hilfe.
Offensichtlich war dieser Mensch verleumdet, schlecht gemacht worden. Zuerst
wurde vielleicht hinter seinem Rücken über ihn getuschelt, später dann
derart schlecht über ihn geredet, dass es seinem Ruf geschadet hat.
Mal Hand aufs Herz: Waren Sie noch nie giftig in Ihren Äusserungen, haben
spitzzüngig gegiftelt? Und es hinterher vielleicht bitter bereut? Denn das
Gift wird uns selber irgendwann zum Verhängnis. Es entfaltet schleichend
seine lähmende Wirkung in unserem Innern, es vergiftet uns das Herz und
macht uns ungeniessbar für unsere Mitmenschen. Es gibt aber ein Gegengift,
das
dauerhaft wirkt: Unsere Mitmenschen mit liebenden Augen anschauen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
info(a)bahnhofkirche.ch
www.bahnhofkirche.ch